Weihnachten und Silvester sind der Ruhepol in unserem Jahreskreis. Wir kommen buchstäblich zu uns selbst. Die Familien finden sich, übers Jahr oft verstreut, wieder zusammen. Rituale, Traditionen sind die feste Klammer.
Diesmal ist alles anders. Nach einem Jahr, das bestimmt war von Schockwellen der Panik wegen des Coronavirus und von Angst vor den (überwiegend noch versteckten) wirtschaftlichen, sozialen und finanziellen Folgen seiner Bekämpfung, werden wir nun entlassen mit der wachsenden Hoffnung, im neuen Jahr endlich wieder zu normalen Verhältnissen zurückkehren zu können.
Das Jahr 2021 wird ein Superwahljahr werden. Eine ganze Serie von wichtigen Landtagswahlen mündet im September in die Bundestagswahl. Wir nehmen nicht nur Abschied von Corona, sondern auch von Angela Merkel, nach deren 16jähriger Kanzlerschaft Deutschland nicht mehr wiederzuerkennen ist.
Klimahysterie wird wieder hochgefahren
Ihre Partei, die CDU, wurde in einen Zustand transformiert, der die schwarz-grüne Koalition im Herbst mit einem Kanzler Markus Söder und einer Vizekanzlerin Annalena Baerbock zur logischen Konsequenz macht. Einer politischen Traumhochzeit ohnegleichen werden wir beiwohnen, bei der Kommentatoren der öffentlich-rechtlichen Sender und sogenannter „Qualitätsmedien“ seufzen werden: „Jetzt wächst zusammen, was zusammengehört.“
Einige werden betonen, „wie mutig“ der „Schritt vom Gestern ins Heute“ sei, den die Union vollziehe. Ein Himmel voller Geigen. Bevor sich die Leute allzusehr von der Corona-Panik erholen, wird sicher die Klimahysterie wieder hochgefahren. „I’ll be back!“ ruft uns Greta Thunberg drohend zu. Zur Freude der Grünen.
Gleich im Januar werden wir erneut präsentiert bekommen, wie geschichtsvergessen Deutschland ist, welche Schwierigkeiten wir immer noch haben, unseren Staat in einer historischen Kontinuität zu sehen. Die Bundesrepublik Deutschland ist 1949 nicht wie ein Ufo gelandet, sondern steht politisch, sozial und staatsrechtlich auf Fundamenten, die am 18. Januar 1871 von Bismarck mit der Reichsgründung geschaffen wurden.
JF feiert Jubiläum
Die Verlegenheit und Verklemmtheit, mit der sich das offizielle Deutschland gegen die Erinnerung an die Geburt seiner nationalstaatlichen Ordnung stemmt, verweist auf den Zustand unserer Kollektivpsyche, die auch nach 30 Jahren Wiedervereinigung längst nicht im Lot ist.
Die JUNGE FREIHEIT wird sich im kommenden Jahr nicht nur mit Freude an die Proklamation des Kaisers vor 150 Jahren, sondern auch zurückhaltend daran erinnern, wie unser Titel vor 35 Jahren das Licht der Welt erblickte: als kleine Zeitschrift am Fuße des Schwarzwaldes bei Freiburg im Breisgau gegründet, aus der 1994 eine Wochenzeitung wurde. All dies nur dank einer treuen Leserschaft, der wir zum Ende des Jahrgangs herzlich danken.
JF 53/20 – 1/21