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Streiflicht: Ein blaues Wunder in Wien

Streiflicht: Ein blaues Wunder in Wien

Streiflicht: Ein blaues Wunder in Wien

Norbert Hofer
Norbert Hofer
FPÖ-Bundespräsidentenkandidat Norbert Hofer im Wahlkampf Foto: picture alliance / HANS PUNZ / APA / picturedesk.com
Streiflicht
 

Ein blaues Wunder in Wien

Die EU-Staaten ließen sich 2000 noch zu diplomatischen Sanktionen gegen die erste schwarz-blaue Bundesregierung Österreichs hinreissen. Nun hat sich der politische Wind gedreht, und es ist erkennbar, daß sich altbewährte Stigmatisierungskampagnen immer mehr in ihr Gegenteil verkehren. Ein Kommentar von JF-Chefredakteur Dieter Stein.
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Am kommenden Wochenende wählen die Österreicher in einer Stichwahl ihren neuen Bundespräsidenten. Erstmals seit Gründung der Zweiten Republik stehen sich nicht Vertreter von SPÖ und ÖVP gegenüber, sondern der Grüne Alexander Van der Bellen und der „Blaue“ Norbert Hofer von der FPÖ. Im ersten Wahlgang erzielte Hofer mit 35 Prozent schon einen historischen Erfolg, nun könnte die Sensation perfekt werden, wenn ihn die Österreicher als ersten Freiheitlichen in das höchste Staatsamt wählen.

Die politische Landschaft in Europa ist gerade derart in Bewegung, daß sich noch nicht einmal eine richtige politische Gegenkampagne einstellen will. Wie wir sie beispielsweise im Jahr 2000 erlebten, als in Wien die erste schwarz-blau geführte Bundesregierung entstand, mit einer FPÖ, die noch vom skandalisierten Jörg Haider geführt wurde.

Die restlichen EU-Staaten ließen sich damals, souffliert von einem Großteil der Medien, zu diplomatischen Sanktionen gegen das Alpenland hinreißen, die bei Regierungsbeteiligungen selbst kommunistischer Parteien undenkbar gewesen wären. Die Ächtung erzeugte dennoch propagandistische Wirkung und lappte über in den im Oktober von Bundeskanzler Schröder in Deutschland ausgerufenen „Aufstand der Anständigen“ gegen Rechts.

Stigmatisierungskampagnen verkehren sich in ihr Gegenteil

Nun hat sich der politische Wind aber tiefgreifender gedreht, und es ist erkennbar, daß sich altbewährte Stigmatisierungskampagnen immer mehr in ihr Gegenteil verkehren. Die großspurige Forderung von SPD-Chef Sigmar Gabriel nach dem ersten Wahlgang, nun sollten sich „alle demokratischen Kräfte hinter den demokratischen Kandidaten Van der Bellen“ stellen, dürfte dem FPÖ-Kandidaten Norbert Hofer vielleicht einige entscheidende zusätzliche Prozentpunkte gesichert haben, weil Österreicher empfindlich auf Einmischung von außen reagieren, zumal wenn sie aus Deutschland kommt. Solche Drohungen verpuffen – und das treibt die linken Meinungsführer zur Verzweiflung!

Die JUNGE FREIHEIT konnte wenige Tage vor der Stichwahl ein Gespräch mit dem blauen Präsidentschaftskandidaten führen (siehe die aktuelle Ausgabe): Norbert Hofer zeigt sich hier als nachdenklicher, volksnaher und bodenständiger Politiker, der für eine FPÖ steht, die ihre Lektionen gelernt hat.

Kandidaten zeigen Nerven

Bei der letzten Fernsehdebatte vor der Wahl zeigten beide Kandidaten, Hofer und Van der Bellen, Nerven und gingen sich teilweise persönlich an. Kein Wunder bei einem zuletzt noch einmal stark polarisierenden Wahlkampf.

Mit Alexander Van der Bellen sprachen wir übrigens auch. Zu den damaligen EU-Sanktionen gegen Österreich hatten wir ihn schon vor sechzehn Jahren in der JF – und dadurch so oder so den künftigen österreichischen Bundespräsidenten im Blatt. Egal, wer gewinnt …

JF 21/16

FPÖ-Bundespräsidentenkandidat Norbert Hofer im Wahlkampf Foto: picture alliance / HANS PUNZ / APA / picturedesk.com
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