Ich bin ein Soldatensohn, und mich läßt es nicht kalt, wie mit den Angehörigen der Bundeswehr umgegangen wird. Als Kind war ich stolz, wenn mein Vater Uniform trug. Im Sommer fand ich die kurzärmligen Hemden mit den Schulterklappen besonders schick. Einmal ging ich mit meinem Vater Anfang der achtziger Jahre durch Freiburg. Die südbadische Universitätsstadt war Hochburg der Friedens- und Ökobewegung. Es beschämte mich, die abschätzigen Blicke von Passanten auf die Uniform meines Vaters zu sehen. Ein Student spuckte verächtlich vor ihm auf den Boden.
Etwa die Hälfte meines Abiturjahrganges verweigerte den Wehrdienst. Wer zum Bund ging, mußte sich rechtfertigen – nicht umgekehrt. So war es mein größter Wunsch, daß mein Vater zur Abiturfeier in Uniform kam – aus Protest.
Nur halbherzige Unterstützung
Bis heute müssen die Bundeswehr und ihre Soldaten um öffentliche Anerkennung kämpfen. Inzwischen hat sie sich von der reinen Landesverteidigung gelöst und ist seit der Regierung Schröder-Fischer eine Einsatzarmee, die vom Balkan bis nach Afghanistan in Kriegseinsätze geschickt wurde. Etwa einhundert Soldaten sind bei diesen Einsätzen bereits gefallen.
Es verletzt die Armeeangehörigen, daß ihnen die Anerkennung durch die Öffentlichkeit versagt wird. Nur halbherzig stellen sich Politik und öffentliche Institutionen hinter die Truppe, die indessen in der Bevölkerung unverändert hohes Ansehen genießt. Gerade erst flogen jungen Soldaten die Herzen der von der Flut betroffenen Bürger zu: 20.000 Bundeswehrangehörige, darunter zahlreiche Reservisten, kämpften Tag und Nacht an der Wasserfront, um die Folgen der Flutkatastrophe zu begrenzen.
Schulen verweigern Zusammenarbeit mit Bundeswehr
Währenddessen verleiht ein linker Verein den Aachener Friedenspreis 2013 an drei Gymnasien in Düsseldorf, Berlin und Offenbach. Die Schulen sollen erklärt haben, eine Zusammenarbeit mit der Bundeswehr zu verweigern und Jugendoffizieren den Zutritt zu verwehren. Der Verein wird laut Welt von der Stadt Aachen, Misereor, dem Evangelischer Kirchenkreis und Vertretern von SPD und Grünen unterstützt. Angehörigen der Parteien also, die Soldaten der Bundeswehr in Auslandseinsätze schicken.
Es ist ein Skandal, daß staatliche Schulen die Kooperation mit der Bundeswehr verweigern können, ohne daß dies sofort disziplinarische Konsequenzen hat. Und ohne daß es einen öffentlichen Aufschrei gibt. Noch schwerer traf die Soldaten, daß Anfang dieses Jahres Verteidigungsminister de Maizière der Truppe vorhielt, „nach Anerkennung zu gieren“ und daß er zu oft Klagen über mangelnde Wertschätzung höre. Die Verachtung der eigenen Soldaten trägt autoaggressive Züge, sie entspringt der Ablehnung eigener Staatlichkeit und des natürlichen Selbstbehauptungswillens der Nation. Es ist überfällig, daß wir diese nationale Neurose überwinden.
JF 26/13