Die Personalnot der Bundeswehr ist kein neues Problem. Aber sie wird zunehmend zum sicherheitspolitischen Risiko, nachdem die Illusion vom „ewigen Frieden“ in Europa durch den Ukrainekrieg begraben wurde. Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) setzt mit seinem geplanten Wehrdienstmodell vor allem auf Freiwilligkeit und hofft, daß sich alles schon irgendwie fügen wird. Aber es wird mit Freiwilligkeit allein nicht funktionieren.
Die Planungsstäbe der Nato sprechen von mindestens 260.000 aktiven Soldaten plus 200.000 Reservisten, die die Bundeswehr haben muß. Damit wäre die Truppe immer noch ungleich kleiner als das, was man in den 80ern auf beiden Seiten der innerdeutschen Grenze jeweils mit Reservisten ins Feld schicken konnte.
Deutschland braucht Wehrpflicht statt Placebo
Diese Zahlen lassen sich nicht aus einer Gesellschaft rekrutieren, in der man über Jahrzehnte jegliche Form von Vaterlandsliebe, soldatischem Ethos und staatsbürgerlicher Verantwortung systematisch erodiert hat. Eine Wehrpflicht ist kein Ausdruck von Militarismus, sondern von Ernsthaftigkeit. Wer abschrecken will, muß glaubwürdig wehrhaft sein.
Das neue Wehrdienstmodell droht, ein Placebo zu werden: politisch bequem, praktisch wirkungslos. Wer Zeit verliert, verliert Handlungsfähigkeit. Und wer die Wehrpflicht jetzt nicht reaktiviert, spielt mit der Wehrunfähigkeit Deutschlands, in einer Zeit, in der wir uns das nicht mehr leisten können.