Es geht durch das Land ein Geflüster: Mobilmachung für eine Bildungsrevolution. Kaum einen Tag nach der Veröffentlichung der Pisa-Studie fordert die Frankfurter Rundschau, die Existenz von Gymnasien und Realschulen zu überdenken. Lehrergewerkschaften reihen sich ein und beklagen zusätzlich einen Mangel an Geld und Personal. Aus der Asche des bewährten Schulsystems soll laut dem SPD-Bildungspolitiker, Thomas Hartung, eine Alternative entstehen, die schulische Leistungen und soziale Herkunft „entkoppelt“. Zu viele schwache Schüler und zu wenige starke seien der Grund: der Mittelwert als Maß aller Dinge.
Natürlich könnte Deutschland, wie von den Bildungsexperten gefordert, von den erfolgreichen Gesamtschulsystemen lernen – aber nicht das, was uns vorgegaukelt wird. Finnland und Estland setzen auf Wettbewerb zwischen den Schulen. Japan und Südkorea sind für harte Disziplin und noch härteren Schüleralltag bekannt – ebenso wie dafür, daß reiche Eltern zum Betrug bereit sind, ihre Kinder auf Privatschulen jenseits des Systems zu bringen.
Pisa-Studie als Freifahrtschein für Linke
Daß Gleichheit nicht der Schlüssel zum Erfolg ist, wußte auch Singapurs Staatsgründer Lee Kuan Yew. „Menschen sind weder physisch noch geistig gleich“, sagte er einst. Dieser Geist spiegelt sich im Schulsystem wider: Wie in Deutschland werden Schüler in unterschiedliche „Zweige“, die hiesigen Schultypen entsprechen, gegliedert. Statt großzügiger Ausgaben setzt man auf Differenzierung und Strenge. Dies widerspricht dem üblichen Experten- und Politikertenor – hindert das Land jedoch nicht daran, Spitzenplätze im Pisa-Ranking einzunehmen.
Stattdessen wird die Studie als ein professionell verpackter Freifahrtschein für linke Vorhaben verwendet. Noch mehr Geldforderungen, noch mehr Parolen von Bildungsgerechtigkeit und Einwanderungsland, noch mehr endlose Debatten über Einheitsschulen und pädagogische Experimente. Aber nicht mehr Gleichheitswahn, sondern mehr Realismus und Gelassenheit sind die Lösung. Es täte der deutschen Gesellschaft gut, weniger auf das Murmeln selbsternannter Experten und linker Bildungsapokalyptiker zu hören – und ihren Forderungen einen Stoß ins Herz zu verpassen.