Eine sehr alte Binsenweisheit besagt, daß Geschichte immer von den Siegern geschrieben wird. Die Aufrechterhaltung des so verfaßten Narrativs kann jedoch davon abhängen, wie sehr die Gewinner im Stande sind, die Unterlegenen unter ihrem Einfluß zu halten. Rußland, das im Zweiten Weltkrieg über Deutschland triumphierte, hat in dem von ihm einst eroberten Land heute praktisch nichts mehr zu melden.
Ob das an der eigenen Schwäche, der Naivität einiger seiner politischen Führer oder der strategischen Intelligenz und Stärke seiner ideologischen Gegner und Mit-Kriegsgewinner im Westen liegt, sei dahingestellt. Das Ergebnis ist jedenfalls, daß sich die Besiegten den Siegern im Jahr 2023 schon wieder so überlegen fühlen, daß sie diesen am Jahrestag zum Ende des Zweiten Weltkriegs verboten haben, ihre Fahnen zu schwingen.
So kam es in Berlin Anfang der Woche zu der paradoxen Situation, in der eine russische Gedenkfeier ohne russische Fahnen stattfinden mußte. Diese waren für die Kundgebungen rund um die Ehrenmale in der Hauptstadt von der Polizei verboten worden. Zunächst sollte dieses Verbot übrigens auch für ukrainische Symbole gelten. Während man für diese beidseitige Auflage mit viel guten Willen im Sinne einer Deeskalationsstrategie noch ein gewisses Verständnis aufbringen hätte können, wurde in der Folge schnell klar, worum es bei dem Verbot eigentlich gehen sollte.
Linke kämpfen für Drag Artists
Nachdem das Berliner Verwaltungsgericht zuerst für ukrainische und wenig später auch für russische Flaggen das Verbot aufgehoben hatte, ging die Polizei in die nächste Instanz und setzte sich dort mit ihrer Beschwerde durch. Diese betraf allerdings nur das von den Richtern zunächst aufgehobene Verbot für das Mitbringen von Rußlandfahnen. Die vom Gericht angeordnete Erlaubnis für die blau-gelben Banner der Ukraine akzeptierten die Polizeiverantwortlichen. Die politisch korrekt abgespeckte Regulierung wurde dann auch bestätigt.
In der linken Woke-Blase sorgte man sich in dieser Woche um die Freiheit. Allerdings sah man diese dort mal wieder an einer Stelle bedroht, die schon etwas sehr speziell ist. Was den Woken Sorgen machte, waren Erwachsene, die doch tatsächlich Bedenken dagegen geäußert haben, daß in München die Drag Queen Vicky Voyage und der Drag King Eric BigClit eingeladen worden sind, um dort eine „farbenfrohe Leserunde“ für Kinder ab vier Jahren abzuhalten.
Die Münchner Stadtbibliothek betonte, daß bei der Veranstaltung natürlich nur altersgerechte Bilderbücher vorgelesen würden. Wer diese vorliest, ist nach Ansicht der Bibliotheksverantwortlichen offenbar egal, solange es sich dabei nicht um einen alten weißen Mann handelt, der die Kleinen allein durch seine reaktionäre Präsenz zu künftigen AfD-Wählern machen könnte.
Transmädchen wirbt für „Geschlechtsanpassung“
Im Vordergrund der Lesung stünden Themen wie Rollenwechsel und Verkleidung, die Kinder in diesem Alter sehr beschäftigten, heißt es von Seiten der Veranstalter. Das ist eine interessante Argumentation aus einem ideologischen Umfeld, in dem es viele sonst bereits als problematisch einstufen, wenn sich Kinder an Karneval als Indianer verkleiden oder Oma beim Singen einen Sombrero auf dem Kopf trägt.
Neben den Drag Artists soll in dem Programm für die „vielfältige Stadtgesellschaft“ übrigens auch noch das sogenannte Transmädchen Julana Gleisenberg auftreten. Die „Jungautorin“ soll im Alter von elf Jahren das 32seitige Kinderbuch „JULANA – ENDLICH ICH!: Mein Weg vom Jungen zum Mädchen“ geschrieben haben.
Worum es in dem Werk geht, dürfte erschreckend klar sein. An wen es sich richtet auch. Wer sich jetzt schon wieder ganz rückwärts gewandte Sorgen macht, daß die Geschichte von der vorpubertären „Geschlechtsanpassung“ auf das junge Publikum ab vier Jahren (offizielle Lesealter-Empfehlung) verstörend wirken könnte, den kann der Verlag beruhigen. „Liebevolle Illustrationen erklären das Thema kindgerecht“, heißt es in dem Werbetext.
Keine Chance für Musketiere in Wollstrumpfhosen
Zudem würde ein „kleines Lexikon der Begrifflichkeiten, geschrieben in kindgerechter Sprache“, das „Kinderbuch ergänzen“. Weiter heißt es in der Verkaufsempfehlung: „Transkinder sind ein fester Bestandteil unserer Gesellschaft. Leider haben sie es immer noch schwer, weil ihr Umfeld teilweise ablehnend und mit Unverständnis auf ihre besonderen Bedürfnisse nach Selbstbestimmung reagiert. Die Kinder wissen in ihrem Innersten GENAU, wer sie sind, beziehungsweise wer sie nicht sind. Ihr persönliches Umfeld ist oftmals nicht bereit dieses Wissen zu akzeptieren.“
Da scheint sich Entwicklungstechnisch echt einiges getan zu haben, in den vergangenen 30 Jahren. Ich wußte als Elfjähriger – geschweige denn als Vierjähriger – jedenfalls noch nicht so GENAU, wer ich bin. Sogar noch eine ganze Weile später nicht.
Immerhin habe ich als Kind aber auch schon ab und an mal Nylonstrumpfhosen getragen. Allerdings habe ich mich damals nicht als Mädchen identifiziert, sondern mit Robin, dem jungen Superhelden-Gehilfen von Batman. Manchmal habe ich aber auch Wollstrumpfhosen getragen. Zum Beispiel wenn ich gerade ein Prinz oder eines der drei Musketiere „war“. Meine Eltern und mein erwachsenes Umfeld haben mich jedoch, das muß ich schon zugeben, nie ernsthaft als solches akzeptiert.
Aber damals waren ja auch noch nicht einmal Transkinder fester Bestandteil unserer Gesellschaft. Kein Wunder, daß wir Superhelden-Kinder, Königssöhne und Musketiere da gleich gar keine Chance hatten, unsere wahre Identität bis einschließlich ins Erwachsenenalter ausleben zu können.