Keine rote Welle: Daß die Demokraten bei den Midterms besser als erwartet abgeschnitten haben, das konnten am zurückliegenden Wahlabend nicht mal Fox News und hartgesottene Republikaner (GOP) leugnen. Die Enttäuschung in der GOP ist mit Händen greifbar, wollte sie doch einem Tsunami gleich die Mehrheit in Senat und Repräsentantenhaus erringen und mit republikanischen Siegen in den sogenannten „Battleground States“ ein deutliches Zeichen setzen: Wir sind zurück und stärker denn je!
Daraus wurde bekanntlich nichts. Noch immer hängen die Mehrheitsverhältnisse in beiden Kammern in der Schwebe, die Zugewinne der Republikaner sind mager. Vor allem in Anbetracht der desaströsen Bilanz der Biden-Administration und drängender Probleme wie Inflation, Zuwanderung und Kriminalität, muß dieser Umstand verwundern. Neben einigen wenigen anderen Staaten konnte die GOP nur in Florida mit Ron DeSantis überwältigendem Sieg exakt jenen Erfolg verbuchen, der ursprünglich für das ganze Land angedacht war.
Mit DeSantis Wiederwahl zum Gouverneur des Sunshine States lässt sich allerdings eine interessante tektonische Plattenverschiebung innerhalb der republikanischen Partei beobachten: Viele konservative Beobachter und Wähler geben Trump die Schuld am miesen Abschneiden der GOP, da es vor allem die von ihm unterstützen Kandidaten waren, die hinter Erwartungen und Umfragen zurückblieben.
Es droht eine Schlammschlacht zwischen Trump und DeSantis
In den Kommentarspalten der sozialen Medien mischt sich die Wut auf Trump mit dem Hype um DeSantis. Die Amerikaner lieben Sieger und Trumps Erfolge liegen für viele zu lange zurück. Daß dieser noch kurz vor der Wahl gegen den Gouverneur von Florida schoss, das nehmen ihm viele Wähler in der Nachbetrachtung übel. Und es sind bei weitem nicht nur die NeverTrumper, also entschiedene Gegner des 45. Präsidenten, die ihren Unmut artikulieren, sondern überzeugte Trump-Wähler, die von der Fahne gehen.
„Trumps Präsidentschaft war gut, aber seine Zeit ist vorbei“, so lautet der allgemeine Tenor. Es wird deutlich: Das Momentum in der GOP liegt bei DeSantis, nicht bei Trump. Wenn die Republikaner ihn erneut zum Präsidentschaftskandidaten küren, dürften sie bei der aktuellen Stimmung die kommende Wahl verlieren. Nicht grundlos steht aber zu befürchten, daß „The Donald“ die Manege nicht freiwillig räumen wird. Schon jetzt poltert er gegen DeSantis, den er nicht ohne Grund als größten innerparteiliche Konkurrenten ausgemacht hat und droht ihm.
Die Hoffnung, Trump könnte sein riesiges Ego in den Griff bekommt und DeSantis zum Wohle der Partei unterstützen, ist naiv. Die Vorwahl zur Präsidentschaftskandidatur droht für die GOP zur Schlammschlacht zu werden