Film und Werbung spiegeln den Zeitgeist wider. Mode, politische Weltlage und die gesellschaftliche Zusammensetzung, was Geschlechter, Ethnien oder religiöse Moralvorstellungen angeht, das alles wird in den Drehbüchern reflektiert. Schaut man sich eine Seifenoper aus Katar an, wird man kaum eine Transgender-Figur darin finden. Auch die Werbung hat zu jeder Zeit ein Gesellschaftsbild abgezeichnet, denkt man nur an die Werbung für Fertigpudding von Dr. Oetker aus den 1950ern, wo es heißt: „Eine Frau hat zwei Lebensfragen: Was soll ich anziehen und was soll ich kochen?“
Im Jahr 2022 haben sich für uns Frauen freilich ein paar Fragen dazugesellt, aber Dr. Oetker hat es schon ganz gut auf den Punkt gebracht. Bevor wir in die Arbeit gehen, fragen wir uns „Was soll ich anziehen?“ und auf dem Weg nach Hause, wenn man die Kinder von der Schule abholt, fragt man sich „Was soll ich kochen?“. Der Preis für die Emanzipation und die Gleichberechtigung heißt für viele Frauen mit Familie und Beruf: Doppelbelastung.
Wenn ich als alleinerziehende und berufstätige Mutter abends in meinen Sessel sinke und den Fernseher aufdrehe, will ich unterhalten werden. Da ist es mir gleich, ob im Thriller ein Mann oder eine Frau den Mörder zur Strecke bringt. So denken aber empörungsabhängige Feministinnen nicht.
Putsch gegen Film-Ikonen
Lange wurde von der Frauenbewegung beklagt, daß in den meisten Filmen und Serien zumeist die Welt durch die Augen der Männer erzählt werde und die Perspektive der Frauen zu kurz komme. Darauf haben einige Regisseure und Drehbuchautoren reagiert und man kann in den vergangenen Jahren einen signifikanten Richtungswechsel auf den Leinwänden und Bildschirmen wahrnehmen. Nehmen wir den Inbegriff manifestierter Männlichkeit, den Doppel-Null-Agenten James Bond.
Im aktuellen Bond-Film „Keine Zeit zu sterben“ verabschiedet sich Daniel Craig von seiner Agentenrolle und für den zukünftigen Doppel-Null-Status wird die britische Schauspielerin Lashana Lynch hoch gehandelt, schließlich spielte sie bereits zum zweiten Mal die weibliche Hauptrolle. Damit endet eine Helden-Ära und die Feministinnen jubeln. Dies hat die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) im vergangenen Herbst wie folgt kommentiert: „Der Aufschrei erboster Traditionalisten und Trolle, die einen Anschlag linksgrünfeministischer Terroristen auf ein Kino-Heiligtum witterten, erschütterte die sozialen Medien.“ Die FAZ glänzt dabei auch mit sprachlichen Stilblüten wie „Heldinnen, die ihre Tage haben“.
Hat sich Hollywood verkalkuliert?
Nun ist eine gewonnene Schlacht noch kein gewonnener Krieg und die Traumfabrik muß sich noch mächtig ins Zeug legen, will sie die Geschlechterparität auch auf Zelluloid bringen. Doch davon scheint man weit entfernt zu sein. Laut einer US-Studie des „Center for the Study of Women in Television and Film“ an der Diego State University, die seit 2002 jährlich durchgeführt wird, waren 2021 nur 31 Prozent der Hauptrollen in den untersuchten Filmen Frauen. In den 100 umsatzstärksten Blockbustern waren es gerade einmal 35 Prozent. Der Trend, mehr weibliche Hauptrollen zu besetzen, ist demnach rückläufig. Denn im Jahr 2019 waren die Hauptrollen noch gleichermaßen auf Männer und Frauen verteilt.
Hat sich Hollywood bei der Diversifizierung verkalkuliert? Letztendlich reguliert sich der Markt immer selbst, es geht um Angebot und Nachfrage und nicht um Befindlichkeiten. Die staatlich angeordnete Diversifizierung funktioniert vielleicht in Deutschland, wo der Zuschauer mittels Zwangsgebühren die Wokeness-Revolution bezahlen muß, aber außerhalb der GEZ-Welt geht die Rechnung nicht auf. Wenn die Zuschauer lieber einen Mann im Heldenkostüm sehen wollen, dann reagiert die Traumfabrik eben darauf. Geschäft ist Geschäft, es kennt keine politischen Quoten.