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Gehalt der US-Fußballerinnen: Emotion statt Marktwirtschaft

Gehalt der US-Fußballerinnen: Emotion statt Marktwirtschaft

Gehalt der US-Fußballerinnen: Emotion statt Marktwirtschaft

Die US-Fußballerinnen Megan Rapinoe (r.) und Alex Morgan - "gleiches Geld für gleiche Arbeit" Foto: picture alliance / empics | John Walton
Die US-Fußballerinnen Megan Rapinoe (r.) und Alex Morgan - "gleiches Geld für gleiche Arbeit" Foto: picture alliance / empics | John Walton
Die US-Fußballerinnen Megan Rapinoe (r.) und Alex Morgan – „gleiches Geld für gleiche Arbeit“ Foto: picture alliance / empics | John Walton
Gehalt der US-Fußballerinnen
 

Emotion statt Marktwirtschaft

„Gleiches Geld für gleiche Arbeit.“ Das gilt jetzt im US-Fußball für die Männer- und Frauennationalmannschaften. Was von den Spielerinnen frenetisch bejubelt wird, setzt einmal mehr die Marktwirtschaft außer Kraft. Aber wer kennt sich damit noch aus? Ein Kommentar.
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Die Frauen im US-Fußballnationalteam verdienen künftig genauso viel Geld wie ihre männlichen Kollegen. Dies sei ein „monumentaler Schritt nach vorne, um sich wertgeschätzt und respektiert zu fühlen“, sagte die Nationalspielerin Alex Morgan zu der Einigung, die auch einen jahrelangen Rechtsstreit zwischen den Fußballdamen und ihrem Verband zu einem vorläufigen Ende bringt.

Auch für ihre Kollegin, die Starspielerin Megan Rapinoe, die den Kampf der Fußballerinnen anführte, können die Dimensionen dieser Entscheidung gar nicht groß genug sein. „Das ist ein großer Gewinn für alle Frauen. Ich denke, wir werden einmal auf diesen Tag zurückblicken und sagen, daß dies der Moment ist, in dem sich der US-Fußball zum Besseren verändert hat“, kommentierte sie in der US-Fernsehshow „Good Morning America“. Bei nüchterner Betrachtung ist das Ganze allerdings doch einige Nummern kleiner, als es auf den ersten Blick den Anschein haben mag.

Der US-Verband erkaufte sich mit dem Zugeständnis vor allem Ruhe von Seiten seines Frauenteams. So stimmten die Spielerinnen zu, auf alle vermeintlichen Ansprüche aus einer im März 2019 eingereichten Klage wegen „Geschlechterdiskriminierung“, zu verzichten. Mit dieser wollten die Kickerinnen die Prämien erstreiten, die sie bekommen hätten, wenn sie nach dem Tarif der Männer entlohnt worden wären. Insgesamt verlangten die Spielerinnen eine Rückvergütung von 67 Millionen US-Dollar. Der Verband rechtfertigte sein Vorgehen damals unter anderem mit den unterschiedlich hohen Prämien, die durch den Weltverband Fifa gezahlt werden. Was durchaus eine valide Argumentation war. Zumindest, wenn man noch in der Lage ist, die Dinge kühl und rational zu betrachten.

Harald Schmidt erklärt Marktwirtschaft und Fußball

Schließlich ist die Fußball-WM der Frauen im Vergleich zu der Weltmeisterschaft der Männer eben nur eine Randnotiz in den Bilanzen des Fußballweltverbands, seiner Medienpartner und multinationalen Sponsoren. So funktioniert er eben, der böse Kapitalismus, an dem alle gerne mitverdienen wollen, dessen Grundprinzipien sich aber immer weniger Menschen unterordnen wollen. Zumindest in den satten Wohlstandsländern des Westens.

Harald Schmidt erklärte das Konzept der Marktwirtschaft in einer Ausgabe seiner einstigen Late Night Show auf Sat1 mal anhand eines Apfels. Schmidts Fazit seinerzeit: „Die Fußballbundesliga ist alles Geld der Erde wert, nur Sie müssen einen finden der es bezahlt.“

Nun ist das viele, viele Jahre her. Die „Harald Schmidt Show“ lief zu einer Zeit im Fernsehen, als Fakten für die meisten Menschen noch echte Argumente waren. Außerdem ging es damals um Männerfußball. Heute lassen sich die Regeln der Logik offenbar nicht mehr anwenden. So ist es kein Wunder, daß die Gleichstellung des Ungleichen auch von vielen Journalisten in Deutschland als großer Triumph für die Gerechtigkeit gefeiert wird.

US-Verband zahlt 24 Millionen Dollar

Wobei einige sich sicherlich gewünscht hätten, daß die amerikanischen Spielerinnen nicht nur gleich viel Geld bekommen würden wie die Männer, sondern mehr. Schließlich ist das Frauenteam bei seinen Wettbewerben doch sehr viel erfolgreicher, als es die Truppe der US-Männer bei einer WM jemals war. Was zählen da schon das unterschiedlich hohe Zuschauerinteresse und die deutlich geringeren Einnahmen aus Werbung und TV-Verträgen?

Das dachten sich wohl auch die Spielerinnen. Ein Angebot, mit dem sich der US-Verband verpflichten wollte, bei von ihm selbst verantworteten Partien die Spiele der Frauen in gleicher Höhe zu vergüten wie die der Männer, lehnten diese jedenfalls ab. Sie wollten auch bei Weltmeisterschaften und anderen internationalen Turnieren die gleiche Bezahlung. Nachdem die Fußballerinnen mit dieser Forderung vor einem Gericht gescheitert waren, gingen sie im vergangenen Juli letztlich erfolgreich in Berufung.

Die Konsequenzen sind in diesem Fall dennoch überschaubar. Laut Vergleich wird der Verband den Spielerinnen 22 Millionen US-Dollar zahlen. Hinzukommen weitere zwei Millionen Dollar für einen Fonds, der den Frauen- und Mädchenfußball unterstützt sowie die Spielerinnen nach ihrer Karriere fördert. Was offenbar dringend notwendig ist.

Am Ende muß nur ein Dummer zahlen

Spannender könnte es werden, wenn die Idee „gleiches Geld für gleiche Arbeit“ irgendwann einmal auch im Basketball, Baseball oder eben im American Football umgesetzt werden soll. Also in Sportarten, die in den USA wirklich von Bedeutung sind, und die in der Frauenvariante von vielen Amerikanern nicht als gleichwertige Konkurrenz zu den Männerwettbewerben wahrgenommen werden.

Aber auch diese sind theoretisch natürlich „alles Geld der Erde wert“, man muß eben nur jemanden finden, der es bezahlt. Am besten einen Dummen.

Die US-Fußballerinnen Megan Rapinoe (r.) und Alex Morgan – „gleiches Geld für gleiche Arbeit“ Foto: picture alliance / empics | John Walton
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