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Oft zitiert und oft daneben: „Die Grenzen des Wachstums“ und die grenzenlose Ignoranz

Oft zitiert und oft daneben: „Die Grenzen des Wachstums“ und die grenzenlose Ignoranz

Oft zitiert und oft daneben: „Die Grenzen des Wachstums“ und die grenzenlose Ignoranz

Vor 50 Jahren erschien die vom Club of Rome in Auftrag gegebene Studie „Die Grenzen des Wachstums“
Vor 50 Jahren erschien die vom Club of Rome in Auftrag gegebene Studie „Die Grenzen des Wachstums“
Vor 50 Jahren erschien die vom Club of Rome in Auftrag gegebene Studie „Die Grenzen des Wachstums“ Foto: picture alliance / dpa | Sebastian Kahnert
Oft zitiert und oft daneben
 

„Die Grenzen des Wachstums“ und die grenzenlose Ignoranz

Vor 50 Jahren erschien die vom Club of Rome in Auftrag gegebene Studie „Die Grenzen des Wachstums“. Es ist wohl eines der meistzitierten und gleichzeitig meistirregegangenen ökonomischen Bücher. Ein Kommentar.
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Es ist eines der wohl meistzitierten und gleichzeitig meistirregegangenen ökonomischen Bücher. Am 2. März 1972 stellten Wissenschaftler in Washington „Die Grenzen des Wachstums“ vor, eine vom Club of Rome in Auftrag gegebene Studie, die bis heute mehr als 30 Millionen Mal verkauft wurde.

Mit Hilfe eines Supercomputers errechneten die Wissenschaftler, daß die zivilisierte Welt, wie sie damals bekannt war, schon in wenigen Jahrzehnten passé sei. Bereits 1979 sollten alle bekannten Goldvorräte aufgebraucht, 1983 sollten alle Silbervorräte erschöpft sein. Ähnliche Schreckensprognosen gab es für Zinn (1985), Erdöl (1990) und Erdgas (1992). In einem optimistischeren Szenario gaben die Autoren immerhin ein paar Jahrzehnte Aufschub, doch spätestens um das Jahr 2020 herum sollte der Planet geplündert sein.

Wie heute unzweifelhaft feststellbar: Es gibt weder eine Überbevölkerung, noch sind immer mehr Menschen verarmt oder unterernährt. Im Gegenteil: Seit dem Erscheinen von „Die Grenzen des Wachstums“ sind Hunderte Millionen von Menschen weltweit bitterster Armut entronnen.

Die Kraft der Marktwirtschaft

Die Warnungen des Club of Rome waren aber nicht abwegig und trafen auf fruchtbaren Boden. Das Buch leitete die Geburtsstunde der modernen Umweltschützer in die Wege, war gar die „Johannes-Offenbarung für die deutsche Umweltbewegung“ (Alexander Neubacher). Und auch heute noch wird unter Zuhilfenahme der Studie von damals aktuelle Politik begründet. Den Inhalt macht das freilich nicht richtiger.

Spätestens seit den 1970ern hat sich das Wirtschaftswachstum vom Ressourcenverbrauch entkoppelt. Gerade alltägliche Gegenstände wie Smartphones oder Computer zeigen dies deutlich: Sie werden immer leichter und handlicher – und sind so leistungsfähig wie noch nie. In den USA, einer der am meisten entwickelten Volkswirtschaften, haben die meisten der 72 Rohstoffe ihren Maximalverbrauch bereits erreicht.

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Grund dafür sind die Kraft der Marktwirtschaft und die Wirkungsmechanismen des Kapitalismus. Die Marktwirtschaft sorgt für die effizienteste Allokation der begrenzten Ressourcen. Die auf dem Markt entstehenden Preise beinhalten ein hochkomplexes Informationssystem, ohne das eine so arbeitsteilige Wirtschaft, wie wir sie heute vorfinden, nicht funktionieren kann.

Gleichzeitig sorgt der vielgescholtene Kapitalismus für die nötigen Anreize, die Unternehmen danach streben lassen, mit weniger Ressourcen und damit billiger zu produzieren. Freilich tun sie dies in aller Regel nicht der Umweltliebe wegen, sondern der Gewinnmaximierung – ein ebenfalls meist zu Unrecht in der Kritik stehendes Prinzip.

Dem natürlichen Wachstum Vorrang geben

Hinzu kommt noch die menschliche Natur, konkret: Entdecker- und Erfindungsgeist sowie Kreativität. Sie bringen zusätzliche wirtschaftliche Tätigkeit und damit mehr Arbeit hervor, woraus wiederum mehr Wohlstand resultiert. Wichtig ist: Der Staat oder mit ihm verbandelte Konzerne dürfen nicht für ein künstliches Wachstum sorgen, was Regierungen zwecks Umverteilung und Stimmenmaximierung nur allzu oft reizt, sondern müssen sich zurücknehmen und dem natürlichen Wachstum Vorrang geben.

Dank unverantwortlicher Finanzpolitik, Machbarkeitsglauben, der „Anmaßung von Wissen“ (Friedrich August von Hayek) und quasireligiösem Klimafundamentalismus stehen die Zeichen der Zeit gleich doppelt falsch: Zum einen sorgen die in den vergangenen Jahrzehnten rasante Zunahme der Geldschöpfung aus dem Nichts und staatliche Kredite für künstliche (Fehl-)Anreize des Wachstums. Zum anderen erlebt die westliche Welt einen rasanten Rollback hin zu mittelfristig fataler Plan- und Staatswirtschaft.

An den Schalthebeln der Macht sitzen heute Eliten, die an die Grenzen des Wachstums glauben und mit grenzenloser Ignoranz all das aufgeben, was ihr Märchen vom Untergang als im Grunde menschenfeindliche Ideologie entlarvt und widerlegt. Wird Zeit, daß Prophezeiungen wie jene vor 50 Jahren links liegen gelassen werden.

Vor 50 Jahren erschien die vom Club of Rome in Auftrag gegebene Studie „Die Grenzen des Wachstums“ Foto: picture alliance / dpa | Sebastian Kahnert
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