Die Schockwellen reichen weit: Vestas schließt sein Werk in Lauchhammer in der Lausitz. Das Glanzstück des Strukturwandels in der Lausitz verschwindet sang- und klanglos. Der dänische Hersteller von Windrädern setze damit ein verheerendes Zeichen für die Stadt aber auch für ein Gebilde wie die sogenannte Energiewende.
Die Pläne waren zu Beginn hochfliegend: Ein „Paradebeispiel“ für die Energiewende entstehe hier in der Lausitz, hieß es. Von Zukunft für die Menschen aus der Kohle war die Rede und von zukunftsfähigen Arbeitsplätzen. Doch die Zukunft hielt kaum 20 Jahre. Den Weg Vestas nach Brandenburg pflasterte der damalige Brandenburger Ministerpräsident Manfred Stolpe mit entsprechenden Steuermillionen.
Das 2002 eingeweihte Werk sollte eigentlich bei Meißen gebaut werden. Doch der damalige sächsische Ministerpräsidenten Kurt Biedenkopf (CDU) bezeichnete Windkraftanlagen wenig schmeichelhaft als „Gelddruckmaschinen“ und „ökonomisch ebenso sinnlos wie ökologisch“. Vestas ging daraufhin nach Brandenburg.
Zu wenig Absatz, zu wenig Nachfrage
In Lauchhammer werden bis zu 67 Meter lange Rotorblätter gefertigt. Die bestehen aus einer Mischung von glasfaserverstärkten Kunststoffen und Carbonfasern. Die harzgetränkten Fasermatten werden in eine Form gelegt und gebacken, ein energieintensiver Prozeß und ein nicht unproblematisches Material. Die Weltgesundheitsorganisation WHO stuft diese Fasern als krebsverdächtig ein.
Jetzt kam das Aus nicht unerwartet. Vestas rechnet mit weniger Umsatz und senkt die Prognose, die Aktienkurse fallen. Das Unternehmen schließt insgesamt drei europäische Standorte. Vor zwei Jahren strich Vestas in Lauchhammer bereits 500 Stellen, die letzten 460 Arbeitsplätze brechen jetzt weg.
Die Gründe sind einfach: Zu wenig Absatz, zu wenig Nachfrage nach den Produkten. Ohne Subventionen dreht sich kaum ein Windrad. Unternehmen wie Vestas stellen oder stellten in Deutschland Maschinen her, die für den Betreiber nur rentabel sind, wenn genügend Zuschüsse fließen –in Form der berüchtigten Gelder auf Grundlage des EEG-Gesetzes.
Wenn der Wind nicht weht
Das „Leuchtturmprojekt für die erneuerbaren Energien“ entstand in der Wiege des Lausitzer Braunkohlereviers auf dem Gelände einer platt gemachten Brikettfabrik, während Kohlekraftwerke und Tagebau reihenweise stillgelegt werden. Die haben Geld in die Kassen gebracht. Die Brikettfabrik wurde 1901 errichtet und produzierte 100 Jahre lang.
Mit denen konnte man heizen, wenn es kalt war, und nicht nur, wenn der Wind wehte. Doch nach nur 20 Jahren macht die Vestas-Fabrik dicht, die Anlagen für die Energie der Zukunft produzieren sollte und doch nur ein Rückgriff auf alte Zeiten der Windmühlen sind.
Gerade in diesem Jahr zeigt sich, wie wenig ein Industrieland mit Windstrom versorgt werden kann. Das erste Halbjahr erwies sich als ausgesprochen windarm. Der Wind wehte sehr unzuverlässig und zu dünn.
Grund zur Freude haben Rechtsanwälte
So standen von der installierten Windkraftleistung von 62,708 Gigawatt (GW) im vergangenen windreichen Jahr 2020 durchschnittlich nur 14,95 GW zur Verfügung. Im ersten Halbjahr 2021 waren es 20 Prozent weniger. An mehreren Tagen im Juli erreichte die gesamte durchschnittliche Windstromleistung nur circa zwei GW. Gebraucht werden etwa 70 bis 80 GW in Deutschland.
Ein Windrad liefert maximal 2.000 Volllaststunden von insgesamt 8.760 Stunden eines Jahres. Der normale Betriebszustand eines Windrades ist also der Stillstand, wie der Ingenieur Detlef Ahlborn ausgerechnet hat.
Grund zur Freude haben Rechtsanwälte und Steuerberater. Denn die Zahl der Auseinandersetzungen um die mangelnden Erträge der Windanlagen nimmt zu. Immer mehr Bürger, die ihre Spargroschen in die angeblichen „Bürgerwindparks“ investiert haben, stellen nach ein paar Jahren mit langen Gesichtern fest, wie wenig Ertrag die Windräder erbracht haben.
So schreibt die Energiegenossenschaft Weserbergland, die das erste „Bürger-Windrad“ Hamelns betreibt: „Die Frage stellt sich erneut auch im vierten Betriebsjahr der Windkraftanlage, hat der Vorstand die Anleger mit falschen Prognosen getäuscht?“
Windkraft gehört nicht zu unserer Kulturlandschaft
„Nach bislang drei weniger erfolgreichen Ertragsjahren Jahr 2020: 6.917.284 kWh (88,4 Prozent der Prognose), Jahr 2019: 6.765.468 kWh (86,5% der Prognose), Jahr 2018: 6.206.743 kWh (79,3 Prozent der Prognose) produziert die Anlage im Jahr 2021 (Januar-April) 24,8 Prozent der Prognose bislang noch weniger Strom als im gleichen Zeitraum 2020 mit 43,7% der Prognose.“
Dennoch behaupten Energiewender wie der niedersächsische Minister für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz, Olaf Lies (SPD), standhaft: „Windkraft gehört zu unserer Kulturlandschaft!“
Wie wenig sie das in Wirklichkeit tun, bekommen die Lauchhammer schmerzlich zu spüren. Deren Windradwerk wird dicht gemacht, das ihnen als Ersatz für Kohlekraftwerke und Tagebaue versprochen wurde. Diese werden auch stillgelegt, obwohl sie ihnen zuverlässig Einkommen gebracht haben – und dem Land den Strom, ohne den es schon längst dunkel geworden wäre.
Denn wie die blauen Flächen in der Grafik von Stromerzeugung und Verbrauch in den vergangenen vier Wochen zeigen, lieferten Windräder fast nichts. Und wenn denn Windräder ausreichend Energie liefern sollten, dann bräuchte es 350.000 Stück davon – im Schnitt eins pro Quadratkilometer.