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Zu wenig divers: Eine furchtbar weiße, nordische „taz“

Zu wenig divers: Eine furchtbar weiße, nordische „taz“

Zu wenig divers: Eine furchtbar weiße, nordische „taz“

„taz“: Will diverser werden
„taz“: Will diverser werden
„taz“: Will diverser werden Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Soeren Stache
Zu wenig divers
 

Eine furchtbar weiße, nordische „taz“

Die taz will diverser werden. Genauer gesagt überhaupt erst einmal so richtig vielfältig. Das ist auch bitter nötig, denn nach eigenem Bekunden geht es beim rosaroten Tagebuch für linke Träumereien mitunter schlimmer zu als bei den „Proud Boys“. Ein Kommentar.
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Die taz will diverser werden. Genauer gesagt überhaupt erst einmal so richtig vielfältig. Bisher, so haben die Journalisten der norddeutschen Abteilung jetzt festgestellt, beschränkt sich die Buntheit innerhalb der eigenen Redaktion nämlich vor allem darauf, daß ihre Mitglieder aus unterschiedlichen Bundesländern kommen. Das paßt natürlich ganz und gar nicht zum Selbstverständnis des, zwar eben sehr weißen, dafür aber umso linkeren Kollegenkreises des Blattes, das selbst auf viele linke Zeitungsleser schon immer ein wenig altbacken wirkte.

So richtig „woke“, und damit im 21. Jahrhundert angekommen, sind bei der taz inzwischen immerhin die meisten Texte. Wie etwa jener mit dem Titel „Diversität in der taz nord – Eine weiße Redaktion“, in dem sich die Redaktion jetzt öffentlich des internen Problems angenommen hat.

„Für unsere Nordseiten recherchieren wir über Racial Profiling durch die Hamburger Polizei, rassistische Brandanschläge auf Restaurants im Bremer Umland oder Einschüchterungsversuche gegen Roma und Sinti. Wir sprechen mit den Betroffenen, hören zu, geben ihnen Raum, damit ihre Stimmen gehört werden. So verstehen wir alle unseren Job. Aber ganz in sie hineinversetzen können wir uns als weiße Deutsche nicht“, heißt es auf der Internetseite des altlinken Mediums mit den postmodernen Ambitionen.

Eine Mischung aus Selbstbeweihräucherung und weißer Schuld

Die Erklärung ist eine Mischung aus tugendprotzerischer Selbstbeweihräucherung und selbstaufgelegter weißer Schuld. Damit sie sich diese Schuldgefühle in Zukunft zumindest nicht mehr selbst machen müssen, wollen die Vielfaltstheoretiker jetzt ernst machen und sich tatsächlich echte Vielfalt ins Haus holen. Natürlich nicht in Form von redaktioneller Meinungsvielfalt.

Interviewpartner und Autoren, die auch mal die eigenen Leser so richtig verärgern könnten statt durch primitivstes Eindreschen auf Polizisten und andere linke Feindbilder lediglich den politischen Gegner maximal zu provozieren, werden in der taz wohl auch in Zukunft allenfalls als meist versehentliche Ausrutscher auftauchen. Die Gleichgesinnten sollen künftig aber, zumindest was ihre ethnische Herkunft angeht, so bunt und divers wie nur irgendwie möglich sein.

„Nicht nur, weil es für Interviews hilfreich ist, wenn wir im Team mehr Sprachen sprechen, sondern vor allem, weil jede*r von uns unterschiedliche Perspektiven einbringt“, schreibt die Redaktion dazu auf ihrer Internetseite. Und weiter: „Die Hürden, die einem in Deutschland in den Weg gelegt werden, wenn nicht alle Vorfahren Deutsche waren, sehen wir oft gar nicht.“

Schlimmer als bei den „Proud Boys“

Auch der Weg in die taz-Redaktion scheint mit schier unüberwindbaren Hürden gepflastert zu sein. Denn, so läßt ein vollkommen verzweifeltes taz-Team seine Leser wissen: „Wenn wir eine Stelle besetzen, bekommen wir leider kaum Bewerbungen von Menschen aus Einwandererfamilien oder People of Colour – auch wenn in den Ausschreibungen steht, dass wir uns darüber besonders freuen würden.“ Eine Erklärung, warum dem so sein könnte, liefert die Redaktion auch. Eine, die unglaublich schaurig klingt.

Bei der taz scheint es mitunter nämlich schlimmer zuzugehen als bei den „Proud Boys“. Anders kann man es sich kaum erklären, wenn es in dem Text heißt: „Eine Praktikantin sagte uns im Abschlußgespräch einmal, daß es sie zu Beginn ihrer Zeit in der Nordredaktion abgeschreckt hätte, daß wir so weiß seien. Unsere Außenwirkung ist also vielleicht nicht die beste.“

Möglicherweise könnte das geringe Interesse von Journalisten mit Migrationshintergrund an einer Stelle beim rosaroten Tagebuch für linke Träumereien damit zu tun haben, daß viele von ihnen bei Themen wie Migration, Clan-Kriminalität und der in vielen Einwandererfamilien gelebten Kulturen und Traditionen ein deutlich realistischeres Bild haben als das, was von taz-Redakteuren gewünscht und tagtäglich propagiert wird.

Natürlich gibt es auch die Malcolm Ohanwes, Alice Hasters und Thelma Buabengs dieser Welt, die in der Opferrolle voll und ganz aufgehen und die entsprechenden Texte auf Wunsch jederzeit liefern könnten. Aber die arbeiten in der Regel lieber für größere Medien und am allerliebsten für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, wo die Jobs als Profiopfer, Dauerdiskriminierter und Berufsmigrant noch sicher und deutlich besser bezahlt sind als bei der offenbar dauerklammen taz.

Für undankbare Jobs wie geschaffen?

Deren Redakteure krebsen, wie man hört, schon auch einmal am Existenzminimum herum. Aber gerade hierin scheint auch eine Chance zu liegen, die der taz künftig doch noch migrantische Mitarbeiter in der Redaktion bescheren könnte. Meist, so verraten die Zeitungsmacher, stellen sie nämlich „Kolleg*innen fest ein“, die sie durch Praktika oder freie Mitarbeit schon kennen“. Für diese in der Regel noch undankbareren Jobs scheinen Migranten in den Augen der Verlagsverantwortlichen wie geschaffen zu sein.

„Wir werben deshalb auch in migrantischen Netzwerken dafür, den Beruf der Journalist*in in einem Praktikum bei der taz in Hamburg oder Bremen auszuprobieren“ brüstet sich die weltoffene Billig-Redaktion und freut sich: „Die Praktikumsbewerber*innen aus Familien mit Einwanderungsgeschichte werden tatsächlich allmählich mehr. Wir hoffen also auf die nächste Generation von Journalist*innen – und auf unsere Leser*innen.“

Ob diese Freude auch auf Seiten der potentiellen migrantischen Mitarbeiter liegt, wissen wir nicht. Der Bitte „Streuen Sie diesen Text“ sind wir hiermit dennoch allein schon aus journalistischer Kollegialität gerne nachgekommen.

„taz“: Will diverser werden Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Soeren Stache
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