Große Teile der deutschen Presse zeigten sich in dieser Woche entsetzt über einen vom Parlament in Ungarn beschlossenen Verfassungszusatz, der, so konnte man lesen, die Rechte von Minderheite, „noch stärker als ohnehin schon“ einschränke. Ganz besonders ein Satz zum ungarischen Adoptionsrecht versetzte so manchen deutschen Auslandbeobachter und Politredakteur in regelrechte Schnappatmung: „Die Mutter ist eine Frau, der Vater ist ein Mann.“
Diese simple Feststellung schaffte es hierzulande in so viele Überschriften und Nachrichtentexteinleitungen, daß man fast vermuten muß, daß dieser biologische Fakt vielen deutschen Journalisten bislang unbekannt war. So richtig zu schätzen wußten sie den Aufklärungsunterricht durch die ungarische Regierung allerdings nicht.
Ganz besonders sauer aufgestoßen ist vielen Kommentatoren in der hiesigen Presse auch eine weitere neue Gesetzespassage des osteuropäischen Landes. Das Geschlecht eines Kindes soll in Ungarn in Zukunft bei der Geburt festgelegt werden und zwar – und jetzt kommt’s! – gemäß der biologischen Geschlechtsorgane des Neugeborenen. Es soll später auch nicht mehr geändert werden können, obgleich doch jeder gebildete Mensch des Westens weiß, daß das Geschlecht nur ein Gefühl oder allenfalls ein „soziales Konstrukt“ ist, das im Laufe des Lebens mindestens so stark variieren kann, wie die Ansichten Angela Merkels zu Multikult oder dem Atomausstieg.
Auch die FAZ stört sich daran
Sogar der Rechtsexperte der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ), Reinhard Müller, sprach, in einem Kommentar für sein Blatt vom „Orbán-Regime“, das „weder mit dem Christentum noch mit europäischen Werten viel am Hut“ habe. Denn dazu gehöre „der Schutz von Minderheiten, das Recht auf Würde und Selbstbestimmung jedes einzelnen Menschen, ganz zu schweigen von Gewaltenteilung und Rechtsstaatsprinzip“, monierte der FAZ-Autor.
Der Reserveoffizier und ehemalige Feldjäger findet: „Die massive Diskriminierung von Personen, die ihr Geschlecht ändern wollen“, sei „ein Zeichen autoritärer Herrschaft, die sich allein im Besitz der einen Wahrheit wähnt. Sie fördert Haß auf alles, das anders ist. Das ist das Gegenteil von konservativ und christlich.“ Der Kommentar beinhaltet zumindest eine gute Nachricht: Wenigstens weiß man bei der FAZ tatsächlich noch, wie man „konservativ“ schreibt.
„Lockdown“ ist gut für die Wirtschaft?
Den Titel für den mit Abstand dümmlichsten Kommentar der Woche sicherte sich aber gleich schon zu Beginn dieser Woche der Leiter der Wirtschaftsredaktion der Süddeutschen Zeitung, Marc Beise. „Die Wirtschaft braucht den Lockdown“, schrieb er mit Blick auf das wegen der Corona-Pandemie erneute staatlich verordnete Dichtmachen von fast allem außer Supermärkten und (zunächst) Douglas-Filialen. Sein Satz macht, angesichts der tausendfachen Vernichtung von Existenzen in etwa so viel Sinn, als würde man behaupten, Kaninchen bräuchten Schlangen oder Vermieter bräuchten Mietnormaden.
Wobei, man dem „Wirtschaftsexperten“ der Süddeutschen Zeitung, diese Wortkombination klingt schon irgendwie grundsätzlich falsch, zugutehalten muß, daß es natürlich darauf ankommt, welche Wirtschaft er meint. Amazon und Co. konnten ihr Glück sicherlich kaum fassen, als ihnen die Bundesregierung mit dem harten Lockdown, inklusive einem Verkaufsverbot für den Einzelhandel, noch einmal so ein gigantisches Weihnachtsgeschenk präsentierte.
Bei den meisten Unternehmern und ihren Angestellten, dürfte sich der Nutzen durch den Lockdown, aber doch sehr in Grenzen halten. Es sei denn, sie haben schon lange keinen Bock mehr auf Arbeit und wollen auch in naher Zukunft keiner bezahlten Beschäftigung in der freien Wirtschaft mehr nachgehen. Dennoch heißt ein großer Teil der Bevölkerung, zumindest wenn man den Umfragen Glauben schenken darf, die von der Regierung beschlossenen Maßnahmen immer noch gut.
Auch die Umfragewerte der Kanzlerin sind umgebrochen gut. So traurig es ist, nach „Refugees-Welcome”, Klima-Hysterie und hartem Lockdown, kommt man um eine Erkenntnis kaum mehr herum: Demokratie heißt in Merkel-Land vor allem eins: Existenzvernichtung auf Verlangen.
Zu viele Frauen in Pariser Verwaltung: Strafe
Eine Meldung aus der Kategorie „Da beißt sich die Katze ideologisch in den Schwanz“ kam in dieser Woche aus Frankreich. Gemeint ist nicht Präsident Macron, der sich, obwohl er mit einer Risiko-Patientin verheiratet ist, offenbar nicht an die eigenen Corona-Regeln gehalten hat und deshalb jetzt positiv auf Covid-19 getestet wurde, sondern die französische Hauptstadt Paris.
Der wurde dieser Tage eine Strafe wegen Diskriminierung aufgebrummt, weil in ihrer Stadtverwaltung zu viele Frauen beziehungsweise zu wenige Männer auf Führungsposten arbeiten. In der Stadt der Liebe waren 2018 symbolträchtige 69 Prozent der Spitzenpositionen mit Frauen besetzt. Die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo sprach von einer „offensichtlich absurden“ Geldstrafe. In einer Zeit, in der das Gefühl, diskriminiert zu werden, für viele längst Teil ihrer Persönlichkeit und ihres Lebensstils geworden ist, ist eine Strafe, wegen eines solchen Frauenquote-Exzesses aber mitnichten absurder als es diese ganze Opferkultur an sich.