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Autogipfel: Verkehrswende: Wir sollen nicht mehr frei entscheiden können

Autogipfel: Verkehrswende: Wir sollen nicht mehr frei entscheiden können

Autogipfel: Verkehrswende: Wir sollen nicht mehr frei entscheiden können

Michael Kretschmer, Angela Merkel und Herbert Diese
Michael Kretschmer, Angela Merkel und Herbert Diese
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer, Kanzlerin Angela Merkel und VW-Chef Herbert Diese Foto: picture alliance/Jens Büttner/dpa-Zentralbild/ZB
Autogipfel
 

Verkehrswende: Wir sollen nicht mehr frei entscheiden können

Sieben Wochen vor Weihnachten veranstalten Bundesregierung und Autoindustrie schon einmal eine Bescherung in Form von Prämien für Elektroautos. Ob diese damit beliebter werden, ist ungewiß. Fest steht aber: Wer heute ein Mittelklassefahrzeug fährt, wird künftig nur mehr einen Kleinwagen bezahlen können. Ein Kommentar von Holger Douglas.
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Sieben Wochen vor Weihnachten veranstalteten Bundesregierung und Autoindustrie schon einmal eine Bescherung. Jeder, der demnächst ein mit Elektromotor angetriebenes Auto kaufen will, bekommt nicht nur ein Auto, sondern auch Geld geschenkt. Auf dem Autogipfel bei „Kanzlers“ wurde am Montag abend ein Zuschuß auf Steuerzahlerkosten von 6.000 Euro pro Auto bis 40.000 Euro beschlossen, für teurere gibt es immerhin noch 5.000 Euro. Die bisherige Prämie in Höhe von 4.000 Euro löste erkennbar keinen Run auf E-Autos aus. Wer will schon halbe Leistung für deutlich höhere Preise?

Keine Frage: Wer mag, der soll E-Auto fahren. Die Beschleunigung und das leise Fahrgeräusch sind prima. Doch halbwegs weite Dienstreisen oder Familienurlaube setzen dann schon ausgefeilte Planungen voraus. Im Winter kann man zwischen Frieren oder Fahren entscheiden, die Reichweite der Akkus bei Kälte sinkt drastisch, die Heizung nimmt kostbaren Saft weg.

Doch die sogenannte Elektromobilität kann kein in mehr als einem Jahrhundert gewachsenes Verkehrssystem ersetzen. Auto- und Akkutechnik sowie elektrische Energieversorgung geben es auch in nächster Zukunft nicht her. Mit viel Geld sollen eine Million Ladesäulen errichtet werden; die bisherigen werden eher wenig genutzt, für die Betreiber sind sie nicht wirtschaftlich. Völlig ungeklärt zudem, woher die elektrische Energie kommen soll.

Physik läßt sich nicht außer Kraft setzen

Hinter dem stärker werdenden Zwang zum E-Auto steht anderes. Die Elektromobilität wird gebraucht, weil nur so jene ominösen EU-„Klimaziele“ erreicht werden können. Ein Elektroauto wird dabei mit „null“ CO2 angerechnet. Mehr Schwindel geht nicht.

So sinkt der sogenannte Flottenverbrauch, der Durchschnittswert aller neu zugelassenen Fahrzeuge. Bedeutet: Der Hersteller muß diese Fahrzeuge auch verkaufen. Nach Schätzungen müssen bei den Neuzulassungen bis 2030 etwa 35 bis 40 Prozent E-Autos dabei sein, um die CO2-Rechenspiele einhalten zu können.

Ab 2021 dürfen verkaufte Neuwagen im Schnitt aber nur noch 95 Gramm CO2 pro Kilometer produzieren. Bis 2030 sollen die CO2-Emissionen von Neuwagen um weitere 37,5 Prozent sinken. Das bedeutet umgerechnet einen Verbrauch von 4,1 Liter Benzin auf 100 km. Ausgeschlossen für einen typischen Mittelklassewagen, dem steht die Physik mit ihrer Thermodynamik entgegen, die sich auch durch Mehrheitsentscheidungen nicht außer Kraft setzen läßt.

Heute Mittelklasse-, morgen nur noch Kleinwagen

Drastische Strafzahlungen drohen den Autoherstellern bei Überschreitungen. Jeder Liter Mehrverbrauch kostet 2.500 Euro zusätzlich. Der AfD-Autofachmann und frühere Daimler-Motorenentwickler Dirk Spaniel hat für einen gewöhnlichen Opel Astra mit 1,4 Liter bis zu 10.000 Strafen ausgerechnet, die ab 2021 fällig werden. Die muß der Hersteller an die EU zahlen.

Folge: Wer heute ein Mittelklassefahrzeug fährt, wird künftig nur einen Kleinwagen bezahlen können; diejenigen, die sich heute einen Kleinwagen leisten können, werden Bus und Bahn fahren müssen. Weg mit dem Individualverkehr – das erklärte Ziel und zugleich das Aus für die deutsche Autoindustrie. Die deutsche Politik sieht nicht nur tatenlos zu, wie Fahrzeugindustrie zerstört wird, sondern treibt sie an.

Denn endgültig beschlossen wurden die neuen Regeln im April dieses Jahres vom Europäischen Parlament. Der Bundestag hatte sie bereits Ende vergangenen Jahres durchgewunken. Lediglich die AfD forderte ein Moratorium. Vergeblich.

Das CO2-Märchen und die ach so klimaschädlichen Autos dienen als Hebel im Kampf gegen die individuelle Mobilität der Bürger. Der grüne Verkehrsclub VCD sagt es deutlich: Das eigene Auto müsse in Frage gestellt werden, also die individuelle Mobilität.

Heftige Widerstände sind vorprogrammiert

Wir sollen nicht mehr frei entscheiden können, wann wir wohin fahren. Einfach so – ohne Antrag zu stellen, ohne dem Bezirksbevollmächtigten eine Begründung zu liefern – nein, das soll nicht mehr sein.

Was spricht der Grünen-Politiker Özdemir zum jüngsten Autogipfel? „Verkehrswende heißt nicht, daß wir 47 Millionen fossile Verbrenner durch 47 Millionen Elektromobile ersetzen.“ Geteilte Autos, öffentlicher Nahverkehr und ja, tatsächlich das Fahrrad seien die Verkehrsmittel der Zukunft.

Bereits jetzt ist absehbar, daß dies heftigen Widerstand provozieren wird, sobald die drastischen Folgen mit einer abgewirtschafteten Autoindustrie sichtbar sind. Die Straßenschlachten in Chile sind ein warnendes Beispiel.

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer, Kanzlerin Angela Merkel und VW-Chef Herbert Diese Foto: picture alliance/Jens Büttner/dpa-Zentralbild/ZB
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