Kaum neue Freunde dürfte Thüringens AfD-Landeschef Björn Höcke mit seinem jüngsten „Kyffhäusertreffen“ gewonnen haben. Ein Jünger pries ihn auf offener Bühne entrückt als „unser Anführer“; er ließ sich in einem pathetischen Einspieler für seine Schlüsseleigenschaften „Bescheidenheit“ und „Demut“ loben, um gleich zweimal in die Halle einzulaufen und Ovationen entgegenzunehmen. Dieser groteske Personenkult geht inzwischen selbst „Flügel“-Mitstreitern auf den Senkel.
Daß die AfD mit Großspurigkeit und Verbalradikalismus nicht weiterkommt, machte der anwesende AfD-Bundeschef Gauland überraschend deutlich. Sein Kommen hatte er pikanterweise davon abhängig gemacht, daß die „Flügel“-Frau Doris von Sayn-Wittgenstein nicht erscheint, gegen die ein Ausschlußverfahren läuft. Die Partei müsse „rote Linien ziehen“, grummelte Gauland ins Mikrofon, Ziel seien „bürgerliche Mehrheiten“, dafür müsse man Menschen gewinnen, denen „Radikalität fremd“ sei. Ob diese Warnung angekommen ist?
Die „Flügel“-Leute haben sich blamiert
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In Schwerin warf die AfD jedenfalls am Freitag Co-Landeschef Dennis Augustin aus der Partei, der seine NPD-Aktivitäten verschwiegen hatte. In einem Appell protestierten zudem jetzt Hundert teils hochrangige Funktionäre, Abgeordnete und Mitglieder der Partei gegen den „Personenkult“ von Höcke.
Ob vom Chaos-Parteitag in NRW Gemäßigte profitieren, ist noch offen. Die „Flügel“-Leute haben sich jedenfalls blamiert. Ob AfD-Wähler angesichts von Dauerstreit, Ego-Trips, schlampig eingereichten Landeslisten ewig die Augen zudrücken, darf aber bezweifelt werden.