Hatten die Kritiker etwa doch recht? Jetzt stellt sich heraus: Die am Kölner Hauptbahnhof in der Neujahrsnacht überprüften Nafris waren gar keine. Oder nur ein kleiner Teil. In Wirklichkeit stammten die meisten der jungen Männer aus dem Irak, aus Syrien und Afghanistan.
Nun hat die Kölner Polizei aber ein Problem. Schließlich hatte sie noch in der Silvesternacht getwittert: „Am Hauptbahnhof werden derzeit mehrere hundert Nafris überprüft.“ Anfangs ging es bei der Diskussion daher auch nur um den Verlust an Würde, den das Wort „Nordafrikaner“ erleidet, wenn man ihm 60 Prozent seiner Buchstaben raubt.
Ein Skandalon für hochempathische deutsche PolitikerInnen! Jetzt stellt sich obendrein heraus, daß die Nafris, dieser so liebenswerte Menschenschlag, dem die meisten Deutschen nur im Görlitzer Park in Berlin oder auf der B-Ebene des Frankfurter Hauptbahnhofs begegnen, daß also diese Nafris an Silvester in Köln gar nicht präsent waren.
Mit moralisierendem Zeigefinger
Messerscharf schlußfolgert der Spiegel-Kommentator Christian Neeb, die Polizei müsse „erst noch lernen, verantwortungsvoll mit den sozialen Medien umzugehen“. Damit bringt er den ganzen Unterschied auf den Punkt. Der Bürger ist dankbar für alles, was die Polizei kann und unter Beweis gestellt hat – der Journalist will ihr mit steifgefrorenem Zeigefinger Mores lehren.
Für Kommentator Neeb ist die angeordnete Twitter-Nachhilfe allerdings nur der erste Schritt. Er zieht den ganzen Einsatz in Zweifel: „Es bleibt als einziger noch verbliebener legitimer Grund für die massenhaften Kontrollen ausländisch aussehender Männer an diesem Silvesterabend: die Behauptung der Polizei, es sei Aggression von dieser Gruppe ausgegangen. Doch auch hier fehlen noch genauere Einordnungen.“
In der Tat hatten die (vermeintlichen) Nafris ja noch gar nichts angestellt. Und wurden trotzdem kontrolliert. Und alles nur, weil 365 Tage zuvor am selben Ort fremdländisch anmutende junge Männer sich massenhafte sexuelle Übergriffe herausgenommen hatten. Unerhört, was? Kein Wunder, daß der fortschrittliche Journalist Zweifel geltend macht.
Testosterongeladene Männer
Vielleicht waren sie dieses Mal ja auch nur gekommen, um sich bei den jungen Frauen vom letzten Jahr zu entschuldigen. In dubio pro reo. Diesen einen Grundsatz beherzigen auch unsere der Täterwürde verpflichteten Leitmedien. Nur daß die Frauen sich diesmal nicht blicken ließen. Dabei ist denen die Haar- und Hautfarbe testosterongeladener Männer, sofern sie sich von ihnen bedroht fühlen, herzlichst wurscht. Es ist lediglich die Lebenserfahrung, die Empirie, die Schwarzdunkel einem pauschalen Anfangsverdacht aussetzt. Irisches Rot oder schwedisches Blond? Eher selten.
Ob die linksliberalen Journalisten es nun begreifen oder nicht: Unter den Fremden in Deutschland gibt es (zu) viele, denen völlig egal ist oder die sogar verachten, was den Einheimischen am Herzen liegt: der Minimalkonsens, der ungeschriebene Kodex für die Gestaltung des Zusammenlebens, die Regeln von Anstand, Distanz und Respekt, das, was in keinem Gesetzbuch, in keiner Verfassung steht und doch das Wesen der Gesellschaft ausmacht. Wer das zuallerst unterschreibt, sind übrigens Deutsche mit Migrationshintergrund, die sich an die „gute alte Zeit“ vor dreißig Jahren erinnern und nicht befürchten müssen, postwendend in die Nazi-Ecke gestellt zu werden.
Selbstzerstörung
Mit teils rüden Worten begehren immer mehr Einheimische dagegen auf, daß die eigenen Politiker, die eigenen Medien dieser Zerstörung des Minimalkonsenses Vorschub leisten, sie begrüßen und befördern. Daher auch die Wahrnehmung der aufgepfropften „Willkommenskultur“ als Teil einer typisch deutschen Autoaggression, als Beschleunigung einer in der Politik der vergangenen zwei, drei Jahrzehnte ohnehin angelegten Selbstzerstörung.
Jörg Meuthens Diktum vom „versifften links-rot-grünen 68er-Deutschland“ trifft den Nagel auf den Kopf. Die Generation, deren „Weg durch die Institutionen“ unter dem Motto stand, „macht kaputt, was euch kaputtmacht“, hat ganze Arbeit geleistet.