Kaum ein Berufsstand kämpft so ums Überleben wie die Milchbauern. Ob wegen sinkender Milchpreise oder Rußlandsanktionen: Was Molkereien zahlen, reicht selten, um den Betrieb aufrecht zu erhalten. Auf den Bauern lastet schon jetzt ein enormer Innovationsdruck. Viele haben die Zeichen der Zeit erkannt. Direktvermarktung ist das Gebot der Stunde. Nicht nur in Bayern schießen daher seit Jahren Milchtankstellen wie Pilze aus dem Boden. Meistens kostet der Liter einen Euro. Den wirft der Kunde in die Maschine, hält eine mitgebrachte Ein-Liter-Flasche darunter und aus dem Automat kommt gekühlte, frische Kuhmilch direkt vom Erzeuger.
Für die EU-Gesetzgebung ist das Prozedere allerdings offenbar zu unbürokratisch. Bauern mit Milchtankstellen sollen Messgeräte installieren und für die Milch einen Kassenbeleg ausgeben, heißt es in einer Richtlinie, die Milchbauern auf die Barrikaden treibt. Auch die Milchtankstellen sollen dem Meß- und Eichgesetz unterworfen werfen. Unter dem Vorwand der Transparenz und des Verbraucherschutzes werden die Bauern von der Politik nur mit einem Ziel gegängelt: Auf keinen Fall soll es ihnen möglich sein, auch nur einen Cent ihrer Einnahmen nicht zu versteuern.
Nun droht vielen Milchtankstellen das Aus. Kostenintensive Nachrüstungen oder gar Neuanschaffungen von Anlagen können sich viele Bauern gerade in strukturschwachen Gebieten nicht leisten. Gewinner wären die Großmolkereien. Verlierer neben den Milchbauern vor allem die Verbraucher. Immerhin: Die Freien Wähler im bayerischen Landtag haben sich des Problems angenommen.