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Google: Entlassen wegen kritischen Denkens

Google: Entlassen wegen kritischen Denkens

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Google-Logo am Firmensitz in Mountain View, im US-Bundesstaat Kalifornien Foto: picture alliance / AP Photo
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Entlassen wegen kritischen Denkens

Google hat seinen Softwareentwickler James Damore entlassen. Grund: Er hatte behauptet, Frauen würden sich in der Masse weniger für Technik begeistern als Männer. Unternehmen müßten daher umdenken, um mehr Frauen für technische Berufe zu gewinnen. Die Reaktion der Medien auf Damore entlarvt deren quasireligiösen Gleichheitskult. <>Ein Kommentar von Lukas Mihr.<>
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Cato, Weidel, Exklusiv

Derzeit tobt eine erbitterte Debatte über die Entlassung des Softwareentwicklers James Damore durch Google. Sein Vergehen: er hatte ein sexistisches Schreiben verfasst. Das jedenfalls wollen uns die Medien glauben lassen. Die Social-Media-Abteilung des Spiegel konnte sich das Nachtreten nicht verkneifen und bewarb den entsprechenden Artikel auf Facebook mit der Einleitung: „Ein Job als Entwickler bei Google ist nicht gleichzusetzen mit einem hohen Intelligenzquotienten.“ Aber ist es wirklich so einfach?

Zunächst einmal ist festzuhalten, daß kein großes deutsches Medium in seiner Berichterstattung die Unterscheidung zwischen deskriptiven und normativen Aussagen vornahm. Wer mit dieser Unterscheidung nicht viel anfangen kann, der sei an Klaus Wowereits berühmten Satz „Ich bin schwul und das ist auch gut so“ erinnert. Der erste Teil des Satzes ist deskriptiv – er beschreibt einen Zustand. Der zweite Teil ist normativ. Er enthält ein Normurteil und bewertet einen Umstand. Kurz gesagt: Es geht um den Unterschied zwischen Ist- und Soll-Zustand.

Rechts und Links muß in Balance sein

In Damores Schreiben finden sich jedoch keine normativen, sondern nur deskriptive Aussagen über die Geschlechter. Eine deskriptive Aussage ist allerdings nicht gut oder schlecht, sondern wahr oder falsch. Lassen sich seine Aussagen nicht widerlegen, so sind sie auch nicht sexistisch.

Aber was genau hatte der Ingenieur in seinem umstrittenen internen Schreiben formuliert? Tatsächlich argumentiert er sehr differenziert. Einem politischen Lager läßt sich Damore ohnehin nicht zuordnen. Gleich zu Beginn hält er fest, daß sowohl Linke, wie auch Rechte zu ihren jeweils eigenen spezifischen Denkfehlern neigen. Beide Perspektiven hätten Vor- und Nachteile, müßten sich also in einer Balance befinden.

Eine reine politische Monokultur – ein Abdriften nach links oder rechts – wäre schädlich, da eine homogen denkende Gruppe nicht in der Lage wäre, ihre eigenen Fehler zu erkennen und korrigieren, so Damore. Wenig überraschend stuft er Google dabei als linkslastiges Unternehmen ein. Im Schreiben finden sich mehrere wissenschaftliche Studien mit der Verlinkung zu den entsprechenden Fachpublikationen. Eben dieser Umstand wurde von den meisten deutschen Medien nicht wiedergegeben – Damores Ausführungen wirken so wie eine unqualifizierte Privatmeinung, obwohl sie auf biologischen Forschungsergebnissen beruhen.

Männer lieben Technik

Mit keiner Silbe behauptet er, Frauen seien für die Arbeit in einem High-Tech-Unternehmen nicht geeignet, stattdessen heißt es, sie seien schlechter geeignet. Wie Damore schreibt, haben Männer eher eine Neigung zu technischen, Frauen eher eine Neigung zu sozialen Berufen und Studienfächern. Das heißt aber nicht, daß niemals ein Mann einen Job in der Pflege oder keine Frau eine Stelle in einem Computerunternehmen antreten würde. Lediglich die Durchschnittswerte unterscheiden sich zwischen den Geschlechtern.

Die unterschiedlichen Neigungen der Geschlechter folgen einer Normalverteilung – im Volksmund besser bekannt als Glockenkurve. Um den Mittelwert herum erhebt sich eine Glocke – hier befinden sich die meisten Menschen. Besonders hohe oder besonders niedrige Werte werden nur von wenigen Menschen erreicht – die Kurve verläuft nach links und rechts nur als schmaler Schwanz.

Wie Studien zeigen, haben Männer tatsächlich eine stärkere Technikvorliebe. Der Mittelwert ihrer Glockenkurve liegt daher höher als derjenige der Frauen. Beide Kurven überlappen sich jedoch, was heißt: Besonders im durchschnittlichen Bereich sind viele Männer und Frauen etwa gleich stark an Technik interessiert. Interessant wird es erst im langen Schwanz der Normalverteilung. Laut Studien liegt das Technikinteresse von Männern etwa eine Standardabweichung über dem der Frauen.

Angeborene Neigung

Daraus folgt: auch bei nur geringen Unterschieden zwischen der Mehrheit aller Frauen und aller Männer verschiebt sich das Ungleichgewicht immer weiter zugunsten der Männer, je mehr das Technikinteresse zunimmt. Unter den oberen 20 Prozent der Technikbegeisterten liegt das Geschlechterverhältnis bei 2:1, unter den oberen 10 Prozent bei 4:1, unter den oberen 5 Prozent bei 5:1 und im obersten Prozent sogar bei 9:1.

Auch eine Frau kann in der obersten Liga der Technikbegeisterten mitspielen – sie wird dort aber trotzdem mehrheitlich von männlichen Kollegen umgeben sein. Und genau dies ist die eigentliche Aussage von Damore. Niemals würde er generell einer Frau die Befähigung absprechen, bei Google zu arbeiten. Ihm geht es lediglich darum, zu erklären, warum in der Führungsebene des Technikunternehmens die Männer dominieren.

Es gibt Argumente dafür, daß die unterschiedliche Neigung von Männern und Frauen hin zur Technik beziehungsweise hin zum Mitmenschen biologisch bedingt ist. Zum einen ist dieser Befund auch über verschiedene Kulturen, egal ob in Europa, Afrika oder Asien, egal ob in Industrienationen oder unter Naturvölkern feststellbar. Auch Neugeborene fokussieren den Blick je nach Geschlecht unterschiedlich lange auf mechanisches Spielzeug beziehungsweise menschliche Gesichter oder Puppen.

Frauen legen Wert auf sozialen Status

Nach wie vor übernehmen Frauen häufiger die Pflege der Kinder und zwar nicht nur, weil dies gesellschaftlich vorgesehen ist, sondern auch, weil dies eher ihren Neigungen entspricht. Männer hingegen stürzen sich eher in den Beruf, besonders wenn dieser prestigeträchtig ist. Auch dies hat vermutlich biologische Ursachen, denn während Männer vor allem das Aussehen einer potentiellen Partnerin schätzen, legen Frauen vor allem Wert auf den sozialen Status. Dieser Befund läßt sich über verschiedene Kulturen hinweg bestätigen, ist also wahrscheinlich nicht sozial anerzogen.

Grob irreführend wird es, wenn der Spiegel Damores These verkürzt wiedergibt, die „Versuche, mehr Frauen in die Branche zu bringen, seien ein Fehler.“ Das klingt so, als hätte er sich dagegen ausgesprochen, mehr Frauen bei Google einzustellen. Das Gegenteil ist der Fall: Damore will den Frauenanteil bei Google erhöhen, er ist lediglich der Meinung, daß die bisherigen Versuche, dieses Ziel zu erreichen, gescheitert seien. Entweder seien diese diskriminierend gegenüber Männern oder völlig wirkungslos – darin bestehe der Fehler.

Um den Frauenanteil steigern, wählt Damore einen anderen Ansatz. Wenn sich die Berufspräferenzen von Männern und Frauen unterscheiden und diese Unterschiede unabänderlich sind, wird der Frauenanteil in einer jahrzehntelang durch Männer geprägten Umgebung niemals steigen. Würde man stattdessen die Firmenkultur abändern, wäre dies durchaus möglich. Stattdessen müsse man beispielsweise das Idealbild vom Angestellten als „Einzelkämpfer“ hin zum Teamplayer wandeln oder für eine verbesserte Balance von Arbeit und Freizeit, die der Kindeserziehung gut tut, sorgen.

Er hinterfragte das linke Gleichheitsdogma

Damore geht es also durchaus um Gleichberechtigung – nur eben nicht um Gleichmacherei. Sein Vergehen war es, das linke Gleichheitsdogma, laut dem es keine Unterschiede zwischen den Menschen geben darf, zu hinterfragen. Keine Religion mag es, wenn ihre „Wahrheiten“ hinterfragt werden. Daher auch die Häme, die sich in den deutschen Medien über den Ingenieur, der es wagte, kritisch zu denken, ergießt.

Google-Logo am Firmensitz in Mountain View, im US-Bundesstaat Kalifornien Foto: picture alliance / AP Photo
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