RAVENSBURG. Der Vorsitzende des Rates für deutsche Rechtschreibung, Josef Lange, hat sich gegen die zunehmende Nutzung der Gendersprache ausgesprochen. In einem Interview mit der Schwäbischen Zeitung bezeichnete er diese als „moralische Aufladung der Begrifflichkeiten“, unter der auch die Logik leide.
Als Beispiel nannte der ehemalige Generalsekretär der Hochschulrektorenkonferenz Partizipkonstruktionen: „Man spricht nicht von Teilnehmerinnen und Teilnehmern, sondern von Teilnehmenden. Das ist von der Logik schlicht Unsinn.“ Da die Personen nicht mehr teilnehmen würden, müßte es korrekt „Teilgenommenhabende“ heißen, merkte er an und verriet: „Bei solchen Wörtern habe ich meine Schwierigkeiten.“
Lange äußerte sich auch zum Vorstoß aus dem Grünen-geführten Kultusministerium in Niedersachsen, Gendern nicht mehr als einen Fehler zu bewerten. Ihm bereite die Entwicklung „große Sorge“, da die zuständige Ministerin einen stärkeren Gebrauch seitens der Lehrer begrüße. „Gleichzeitig zu erklären, man bleibe bei der amtlichen Rechtschreibung, paßt nicht zusammen“, mahnte der 75jährige.
Gendersprache als eine „deutsche, provinzielle Diskussion“
Darüber hinaus beklagte er die Konsequenzen der Gendersprache-Förderung für die Schüler. „Man kann die Sprache nicht aus der Schule heraus in der Rechtschreibung so kompliziert machen, daß es noch schwieriger wird, sie zu lernen“, warnte Lange und bezeichnete die Tatsache, daß in einigen Bundesländern mehr als 40 Prozent der Viertklässler an den Deutsch-Mindestanforderungen scheitern, als „Alarmsignal“. Zudem nannte er die Genderdebatte „eine zunehmend deutsche, provinzielle Diskussion“, in der sich Deutschland als „Nabel der Welt“ sehen würde.
In Frankreich befinden sich vergleichbare Experimente mit „inklusiver Sprache“ auf dem Rückzug. Am vorvergangenen Montag hatte das Oberhaus des dortigen Parlaments, der Senat, einen Gesetzesvorschlag, der ihre Nutzung einschränken soll, mit großer Mehrheit beschlossen. Tage danach hatte sich auch der liberale Staatspräsident Emmanuel Macron in deutlichen Worten gegen das Gendersprache-Pendant gewandt. (kuk)
Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version haben wir geschrieben, das niedersächsische Kultusministerium wäre SPD-geführt. Wir bitten um Entschuldigung.