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Bernd Zimniok, Demografie, Massenmigration

Meinung: Deutsche Medien im Reality-TV-Modus

Meinung: Deutsche Medien im Reality-TV-Modus

Meinung: Deutsche Medien im Reality-TV-Modus

Die Trumps und die Obamas
Die Trumps und die Obamas
Die Trumps und die Obamas bei der Amtseinführung des neuen US-Präsidenten: Für Fachleute eindeutig zuwenig geknutscht, um gute Politik machen zu können Foto: picture alliance / newscom
Meinung
 

Deutsche Medien im Reality-TV-Modus

Eine Woche ist seit Trumps Amtseinführung vergangen. Eine Woche, in der deutsche Medien eher bunten Boulevard geliefert haben als politische Berichterstattung. Die Gesichtsausdrücke eines Kindes, Melania Trumps Tanzkenntnisse oder die Anzahl von Trumps Zärtlichkeiten – alles wird herangezogen. Ein Kommentar von Gil Barkei.
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Eine Woche ist seit Trumps Amtseinführung vergangen. Eine Woche, in der die US-Berichterstattung der deutschen Leitmedien endgültig einer Vorabend-Soap geglichen hat.

Trumps zehnjähriger Sohn gähnt während der Vereidigung des Vaters. Was sollen bloß die Nachbarn denken?! Hihi, hoffentlich hat sich der Fascho-Papa geärgert. Die taz hat sogar extra eine Fotostrecke mit den besten gelangweilt dreinblickenden Gesichtsausdrücken von Barron Trump online gestellt. Verwöhnter Bengel (der hat eine ganze Etage für sich, und wie er da auf dem Familienfoto auf dem Spielzeuglöwen sitzt), aber eigentlich ein ganz armer Junge – bei so einem Vater.

Selbst Kinder geraten in die Medien-Mühle 

Wenn die Argumente ausgehen, die deutsche Weltbeglückungsfront aber einfach immer noch nicht akzeptieren kann, daß das amerikanische Volk auf die Wahlempfehlungen aus „Good new Germany“ gepfiffen hat, fallen alle Hemmungen, und selbst Kinder geraten in die Mühlen der uns nun mindestens vier Jahre lang dauerbeschallenden Anti-Trump-Kampagne.

Warf das Clinton hofierende deutsche Establishment Trump im Wahlkampf fehlenden Stil und Anstand vor, gibt es sich mittlerweile einer Tabulosigkeit und Gehässigkeit hin, die mit Debattenkultur und Journalismus kaum mehr etwas zu tun haben.

Die Friedenspreisträgerin Carolin Emcke, deren Werk der Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Heinrich Riethmüller, als „Vorbild für gesellschaftliches Handeln“ lobte, möchte dem jüngsten Trump-Sohn per Twitter am liebsten eine „alternative Pflegefamilie“ anbieten. Einer „rechten“ Publizistin hätten die Medien daraus Geschichtsvergessenheit gestrickt, da Zwangsadoptionen im Nationalsozialismus und in der DDR-Diktatur Teil der staatlichen Repression waren, aber bei der homosexuellen Publizistin scheinen solche Einlassungen wohl unter mutige Zivilcourage zu fallen.

ZDF-Dichter-und-Denker Jan Böhmermann zwitscherte ironisch, er sei sicher, Trumps Sohn wachse zu einem Gentleman mit guten Manieren heran wie sein Vater. Während die Autorin der US-Satireshow „Saturday Night Live“, Katie Rich, wegen ihres Tweets, Barron werde vermutlich der erste Amokläufer in einer „Homeschool“, suspendiert wurde, ist Böhmermann in zwei Kategorien für den diesjährigen Grimme-Preis nominiert.

Adaption amerikanischer Schlammschlacht-Methoden

Die deutschen Medien adaptieren zunehmend die Schlammschlacht-Methoden ihrer amerikanischen, linksliberalen Kollegen, die Trumps angeblichen Rassismus gegen Farbige anprangern, sich aber gleichzeitig über dessen orangene Haut amüsieren. Im Wahlkampf feierten sie dauerhalbnackte Sängerinnen wie Byoncé als weibliche „Role Models“ und demokratische Wahlkampfgehilfen, aber suggerierten gleichzeitig mit Verweis auf frühere Nacktbilder von Melania Trump immer wieder, daß diese Frau nicht die Richtige für die Position der First Lady sei.

Und so bekommt auch Trumps Ehefrau die volle Breitseite des um ihre moralische Weltherrschaft gebrachten Bessermenschentums ab. Melania, so wird angedeutet, die hat sich doch nur wegen des Geldes auf den alten Mann eingelassen und liebt ihn bestimmt überhaupt nicht aufrichtig. Schau dir doch nur mal die Aufnahmen von der Amtseinführung vor dem Kapitol an: die Begrüßung, das war doch gar kein richtiger Kuß. Die haben sich nicht mal berührt. Und wie steif die da während der Parade standen – total kühl. Obama, das Schätzchen, hat gelacht und seine Frau geherzt – so einer macht gute Politik (seine Bilanz von Guantanamo über Syrien bis hin zum Drohnenkrieg sieht düster aus).

Bei dem Essen danach gab es auch kein wirkliches leidenschaftliches Feuerwerk. „Melania mit versteinerter Miene“, stellt die Welt mit all ihrer politjournalistischen Expertise fest. Was ist da nur los? „Donald in Gedanken irgendwo anders.“ (Vielleicht bei seinem neuen hohe Ansprüche stellenden Amt?) „Irgendwann sagt er etwas zu ihr, sie reagiert kaum.“ Könnte die neue Situation, mächtigster Mann der Welt zu sein, selbst für diese beiden rampenlichtgewohnten Menschen ein bißchen aufregend sein?

Auf dem Parkett des Boulevards haben die Trumps versagt

Nein! Für die Welt steht fest: „Die Trumps versagen hier leider völlig.“ Tiefpunkt ist für die Redaktion, die anscheinend mit der Jury-Verantwortung von RTL „Let’s dance“ liebäugelt, der Tanz auf dem Inaugurationsball: „Kein liebevoller Blick, kein harmonisches Miteinander – statt dessen: verkrampftes Hin- und Hergeschiebe, das fast wirkt, als würden die beiden miteinander ringen, sie blickt hilflos zur Seite, um ihn bloß nicht ansehen zu müssen.“ Wo ist nur der skandalfrei lebende und sich seiner Tränen in der Öffentlichkeit nicht schämende Präsident der Herzen Barack?

Der behandelt seine Frau wenigstens noch wie ein echter Gentleman. Als er ins Weiße Haus einzog, wartete er brav am Auto auf seine Gattin, ließ ihr auf den Stufen den Vortritt. Trump dagegen, dieser Grobian, stürmt aus der Limousine direkt auf die nicht zu beneidenden Obamas zu und Melania darf hinterherdackeln. Plötzlich beschwert sich die emanzipierte Power-Frau von heute, die sonst simple Höflichkeitsformen wie Türaufhalten als „patriarchalische Kackscheiße“ ablehnt, über mangelnde Erziehung und vermißt die „alte Schule“.

Und hier, schau mal, haha, wie Michelle das Gesicht verzieht, als Melania ihr ein Präsent vor dem Weißen Haus überreicht (Das ist eine Tiffany-Verpackung, oder? Was da wohl drin ist, rätselt die Bild) – die ist so cool, kann die bitte 2020 als Präsidentschaftskandidatin antreten? Wenn’s 2016 keine Frau geschafft hat, dann halt 2020 gleich eine schwarze Frau – in your face, weißes, altes, männliches Amerika!

Während die scheidende First Lady von der Zeit für ihren „Glamour“ und ihre „Blackness“ gefeiert wird – was auch immer das genau sein mag –, muß Melania Trump für die subtile Bedienung jeglicher Vorurteile gegenüber osteuropäischen Frauen und für den insgeheimen Neid so mancher nicht dem verhaßten Werbe-Mainstream entsprechenden Feministin herhalten.

Hauptsache, es läßt Trump schlecht aussehen

Die deutschen Medien ziehen mittlerweile alles verzweifelt heran, Hauptsache, es läßt Trump in einem schlechten Licht dastehen. Mit dem peinlich genauen, denunziatorischen Eifer eines Stasi-Observators werden Fotos und Filmaufnahmen aus allen Blickwinkeln gesichtet, vergrößert, in Zeitlupe abgespielt, zu Gifs verkürzt und in Endlosschleifen verpackt. Kleinlich werden nicht nur die Anzahl von Zuschauern verglichen, sondern auch Kleider, minimalste Veränderungen der Mimik und das mutmaßliche Innenleben von Präsidentenehen.

Dies hat mehr mit lautem Boulevard und bunten VIP-News zu tun, aber rein gar nichts mit politischer Berichterstattung. Inhalte zählen nicht mehr. Den oftmals als Reality-TV-Star veräppelten Trump versuchen die Medienmacher nun geradezu manisch auf Seifenoperniveau vorzuführen. Die Tendenz, die Verachtung des von einem selbst Abweichenden und die Erbsenzählerei dabei, verdeutlichen nicht nur die eigene Untergangspanik des etablierten Establishments, sondern auch dessen wahren Charakter. Die pseudo-progressiven Eliten sind in Wahrheit das, was sie vorgeben zu bekämpfen: alternde, verbitterte und kleinkarierte Spießbürger.

Die Trumps und die Obamas bei der Amtseinführung des neuen US-Präsidenten: Für Fachleute eindeutig zuwenig geknutscht, um gute Politik machen zu können Foto: picture alliance / newscom
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