Die Gouverneurswahlen in New Jersey und Virginia, die traditionell im Jahr vor den Zwischenwahlen zum Kongreß stattfinden, gelten seit jeher als Stimmungstest. Trotz der beeindruckenden Aufholjagd des republikanischen Kandidaten in Virginia, Ken Cuccinelli, der am Ende dem Clinton-Freund Terry McAuliffe nur knapp unterlag, ist die Botschaft der beiden Wahlgänge klar: Nicht einmal in einem konservativ geprägten Südstaat wie Virginia gelingt es einem Tea-Party-Bewerber bei deutlich geringerer Wahlbeteiligung als bei Kongreßwahlen üblich, den Sieg davonzutragen.
Eine flächendeckende Anziehungskraft von Tea-Party-Vertretern ist nur in wenigen, besonders konservativen Staaten gegeben. Die Republikaner, die nach 2010 berauscht von ihrem Erdrutschsieg bei den Kongreßwahlen glaubten, auf ideologische Puristen setzen zu können, müssen sich nun endlich der Realität stellen.
Zumal zur gleichen Zeit der Kandidat des gemäßigteren Partei-Establishments, Chris Cristie, seine Konkurrentin von der Demokratischen Partei mit über zwanzig Prozentpunkten Vorsprung niederrang und für eine weitere Amtszeit gewählt wurde. Und das in einem Staat, in dem Republikaner bei Präsidentschaftswahlen schon lange keinen Fuß mehr auf den Boden bringen und der im Senat von zwei Demokraten vertreten wird.
Latinos für Christie
Im Hinblick auf die Kongreßwahlen 2014 und die Präsidentschaftswahlen 2016 ist besonders bemerkenswert, welche Wählerschichten Cristie ansprechen konnte. Während 2012 nur sechs Prozent der Schwarzen für den republikanischen Präsidentschaftskandidaten Mitt Romney stimmten, gelang es Cristie nun immerhin 21 Prozent der Stimmen dieser für die Republikaner besonders schwer zu erreichenden Bevölkerungsgruppe auf sich zu vereinen.
Noch beeindruckender: Eine Mehrheit der Latinos gab ihm ihre Stimme. Gerade das Wahlverhalten dieser schnell wachsenden ethnischen Gruppe wurde den Republikanern 2012 zum Verhängnis: Nur 27 Prozent gaben damals Mitt Romney ihre Stimme.
Während Cuccinelli die Wahl in Virginia vor allem aufgrund seines schlechten Abschneidens bei Frauen verlor, schenkten Cristie, der bei sozialkonservativen Themen wie Abtreibung oder Homo-Ehe als gemäßigt gilt, 57 Prozent der weiblichen Wähler ihr Vertrauen. Die Präsidentschaftswahlen 2012 haben eines klar gezeigt: Um landesweit konkurrenzfähig zu sein, müssen die Republikaner Gruppen ansprechen, die bisher treu zu den Demokraten hielten.
Cristie, dem Ambitionen für die Präsidentschaftswahlen 2016 nachgesagt werden, könnte nicht nur die Wählerklientel der „Grand Old Party“ verbreitern, sondern auch in Bundesstaaten wie New York und New Jersey, die bisher für die Republikaner außer Reichweite schienen, konkurrenzfähig sein. Wenn es den Republikanern 2016 nicht gelingt, einen Bewerber aufzustellen, der Frauen und Latinos anspricht, könnte die Nachfolgerin Obamas Hillary Clinton heißen.
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