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Meinung: Provokation um jeden Preis

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Meinung
 

Provokation um jeden Preis

Was haben der Volkstrauertag und der von einer Gruppe Türken auf dem Alexanderplatz totgetretene Jonny K. miteinander zu tun? Die Antwort ist ebenso simpel wie kurz: Gar nichts. Dennoch will die Partei Die Freiheit genau diese beiden Ereignisse mit einander verknüpfen. Eine Schnapsidee, findet Felix Krautkrämer.
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Was haben der Volkstrauertag und der von einer Gruppe Türken auf dem Alexanderplatz totgetretene Jonny K. miteinander zu tun? Die Antwort ist ebenso simpel wie kurz: Gar nichts.

Doch darum scheint man sich bei der Partei Die Freiheit nicht weiter zu kümmern. Provokation um jeden Preis, lautet die Devise. Erlaubt ist, was Schlagzeilen bringt. Wenn sich schon keine Wahlerfolge vorweisen lassen, muß eben anderweitig für die eigene Existenzberechtigung gesorgt werden. Und sei es mit noch so unnötigen Aktionen wie dieser: Am 18. November – dem Volkstrauertag – plant Die Freiheit, mit einer Gedenkveranstaltung vor dem Reichstag an die „deutschen Opfer fremder Gewalt“ zu erinnern.

Während im Bundestag zu diesem Zeitpunkt die zentrale Gedenkfeier zum Volkstrauertag stattfindet, will Die Freiheit gemeinsam mit den Publizisten Manfred Kleine-Hartlage und Felix Menzel „deutschen Opfern“ wie Jonny K. „würdig und angemessen eine Stimme geben“. Man freue sich auf alle, die sich „frei von jedem extremistischen oder rassistischen Gedankengut“ an der Veranstaltung beteiligen wollten, heißt es in dem Aufruf.

Keinerlei Schmerzgrenze

Platter hätte man eine solche Schnapsidee nicht formulieren können. Es gibt offenbar ein paar Personen im islamkritischen, freiheitlichen, nonkonformen, neurechten, konservativen oder wie immer gearteten Lager, die über keinerlei Schmerzgrenze verfügen und denen nichts, aber auch gar nichts peinlich ist. Anders läßt sich die Aktion kaum erklären.

Nicht genug, daß die Bundesregierung seit Jahren die Erinnerung an die gefallenen deutschen Soldaten der beiden Weltkriege in ein Gedenken an alle „Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft“ ummünzt, nun müssen sich auch noch ein paar selbsternannte Opferanwälte an der Sinnentleerung dieses Tages beteiligen und ihr politisches Süppchen kochen.

Gelegenheit, einmal innezuhalten

So richtig es ist, an die nicht wenigen Opfer ausländischer Schläger zu erinnern, so wünschenswert wäre es, die Verantwortlichen würden sich diese Aktion verkneifen. Nicht alles hat immer mit allem zu tun, und nicht alles läßt sich mit allem in Verbindung bringen. Aber vor allem: Nicht alles, was erlaubt ist, gehört sich auch.

Es gibt Anlässe, an denen sich billiger Populismus schon aus Gründen des Anstands verbietet. Der Volkstrauertag ist ein solches Ereignis. Die Erinnerung an diejenigen, die ein Opfer brachten, ist sein eigentliches Anliegen, nicht an die, die Opfer waren. Wer am Volkstrauertag nicht der gefallenen Soldaten gedenken möchte, der sollte diesen „Stillen Feiertag“ im Totenmonat dazu nutzen, einmal innezuhalten und in Ruhe nachzudenken – und sei es nur über das eigene Handeln.

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