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Marc Jongen, ESN Fraktion

Obamas heimliche Niederlage

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Barack Obama: Heimliche Verlierer Foto: United States Senate

Die Erleichterung in den deutschen Redaktionsstuben ist groß. Barack Obama hat die dritte Fernsehdebatte in der Nacht zum Mittwoch für sich entschieden. Laut ersten Einschätzungen sahen 48 Prozent der befragten Amerikaner Obama als Sieger, 40 Prozent waren der Meinung, Romney habe sich besser geschlagen. Für einen amtierenden Präsidenten sind das allerdings eher schwache Werte.

Die Außenpolitik ist das Thema, mit dem ein Präsident in den Vereinigten Staaten normalerweise punkten kann. Der Amtsbonus verschafft ihm einen unbezahlbaren Vorteil. Barack Obama ist dies nicht wirklich gelungen. Romney wirkte streckenweise, als sei er schon Präsident. Obamas aggressive Angriffe liefen ins leere.

Klar ist, die Debatte hat nichts entschieden. Obamas lange gehaltener Vorsprung in den landesweiten Umfragen hat sich im Zuge der zu Tage tretenden wirtschaftlichen Probleme der Vereinigten Staaten in Luft aufgelöst. So gelang es Romney in den vergangenen Wochen, Staat um Staat aus dem Obama-Lager zu brechen.

Merkwürdige Sicht auf Amerika

Jeder der 50 Bundesstaaten sowie der District of Columbia entsendet je nach Bevölkerung unterschiedlich viele Wahlmänner. Der Kandidat, der die meisten Stimmen in einem Staat erhält, bekommt auch alle Wahlmänner. Romney sind dabei derzeit 206 Wahlmännerstimmen sicher. Obama dagegen nur 201. Präsident wird, wer am Ende 270 Stimmen auf seiner Seite hat. Der Trend spielt den Republikanern in die Hände.

Viele Deutsche muß diese Entwicklung überraschen. Aus den heimischen Medien wurden sie fast nur über „Pleiten, Pech und Pannen“ Romneys aufgeklärt. Eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Republikaner und seinem Programm suchte man zumeist vergebens. Konservativ und irgendwie rückständig, dieses Bild wurde vermittelt. Dabei spricht auch aus deutscher Sicht viel für den Republikaner.

Der wäre in der Bundesrepublik, ähnlich wie George Bush, so unpopulär, daß sich jede Regierung zweimal überlegen würde, ob sie sich auf ein außenpolitisches Abenteuer mit ihm einläßt. Bei Obama wären die Hemmschwellen, egal welche Parteien regieren, wahrscheinlich geringer. Trotzdem geben 90 Prozent der Deutschen an, sie würden Obama wählen. Sie kennen den Scherbenhaufen nicht, den er nach vier Jahren hinterläßt: hohe Arbeitslosigkeit, Armut und Rekordpreise für Energie. Für die Deutschen bleibt Obama dagegen der ewige Popstar und Friedensnobelpreisträger, der irgendwann mal eine Rede an der Siegessäule gehalten hat. (ho)

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