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JF-Interview mit Jude Russo: „Kommt die US-Invasion, wird sich Trumps MAGA-Bewegung spalten“

JF-Interview mit Jude Russo: „Kommt die US-Invasion, wird sich Trumps MAGA-Bewegung spalten“

JF-Interview mit Jude Russo: „Kommt die US-Invasion, wird sich Trumps MAGA-Bewegung spalten“

A man wears a necklace with an enormous golden likeness of Donald Trump in a red MAGA hat in Washington, DC, on January 20, 2025. Trump was inaugurated as the 47th President of the United States, despite his felony convictions and indictments for the January 6, 2021 Capitol insurrection and obstruction of a classified documents investigation. (Photo by Allison Bailey/NurPhoto)
A man wears a necklace with an enormous golden likeness of Donald Trump in a red MAGA hat in Washington, DC, on January 20, 2025. Trump was inaugurated as the 47th President of the United States, despite his felony convictions and indictments for the January 6, 2021 Capitol insurrection and obstruction of a classified documents investigation. (Photo by Allison Bailey/NurPhoto)
Trump-Anhänger mit Trump-Anhänger: Das Konfliktpotential ist groß. Foto: picture alliance / NurPhoto | Allison Bailey
JF-Interview mit Jude Russo
 

„Kommt die US-Invasion, wird sich Trumps MAGA-Bewegung spalten“

Der Streit in der MAGA-Bewegung von Donald Trump über eine militärische Intervention im Iran wird immer schärfer geführt. Auf wen hört Trump? Welche Rolle spielen die Wahlen im kommenden Jahr? Der US-Publizist Jude Russo von „The American Conservative“ kennt die Antworten.
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Herr Russo, laut deutschen Medien steht die MAGA-Bewegung kurz vor der Spaltung im Streit um eine mögliche Beteiligung der USA am Iran-Krieg. Stimmt das?

Jude Russo Ich denke, „am Rande der Spaltung“ ist im Moment vielleicht etwas übertrieben.

Sondern?

Russo: Die MAGA-Bewegung ist eine Koalition heterogener ideologischer Gruppierungen, denen unterschiedliche Dinge in unterschiedlichem Maße wichtig sind und die oft erhebliche interne Meinungsverschiedenheiten haben. Solche Bewegungen operieren, indem sie sich vehement über eine Politik beschweren, um sie in die von ihnen gewünschte Richtung umzulenken. Aber das bedeutet nicht, daß die Bewegung auseinanderfällt – es ist vielmehr der Nachweis dafür, daß Politik stattfindet. In diesem Fall hängt viel davon ab, was das amerikanische Engagement im Iran tatsächlich bedeutet.

Und das wäre?

Russo: Nun, wenn es nur darum geht, ein paar Bomben abzuwerfen, werden einige Leute (wie ich) immer noch meckern, weil sie das für unklug halten und dies zu einer tieferen Verstrickung führen könnte; aber – falls es wirklich soweit kommt – ihre beziehungsweise unsere verletzten Gefühle werden nicht von Dauer sein. Wenn aber der Abwurf von Bomben absichtlich oder versehentlich als Auftakt einer US-Invasion dient, wird sich die Bewegung meiner Meinung nach spalten. Die Beendigung der „ewigen Kriege“, wie wir sagen, der USA ist für eine große Zahl von MAGA-Anhängern, wenn nicht gar für die Mehrheit, tatsächlich nicht zu verhandeln.

Eine Außenpolitik entsprechend der tatsächlichen Bedürfnisse der Amerikaner

Zuletzt haben vor allem Steve Bannon und Tucker Carlson Trumps Iran-Politik kritisiert. Doch wie einflussreich sind die beiden noch?

Russo: Herr Bannon und Herr Carlson haben beide große Plattformen, und beide sprechen immer noch mit einer gewissen Häufigkeit mit dem Präsidenten und Mitgliedern der Regierung. Ich weiß nicht, mit welcher Einheit der Einfluß gemessen wird, aber sie haben sicherlich mehr davon als Jude Russo.

Beide werfen Trump vor, sein Wahlversprechen gebrochen zu haben, daß sich die USA nicht mehr in jeden internationalen Konflikt einmischen. Wie wichtig war die Außenpolitik für Trumps Wähler bei ihrer Wahlentscheidung?

Russo: Für einige sehr wichtig und für alle zumindest einigermaßen wichtig. Die Botschaft Trumps im Jahr 2016 lautete: „Seht her, wir haben Billionen von Dollar für Kriege an Orten ausgegeben, die offen gesagt für die Amerikaner nicht sehr wichtig sind, während in Amerika selbst die Menschen unter einer Vielzahl von wirtschaftlichen und sozialen Mißständen leiden.“

Es beendete die Kampagne seines Konkurrenten Jeb Bush während der ersten Präsidentschaftsdebatte stante pede, als er Jeb Bushs Bruder, den früheren Präsidenten George W. Bush, beschuldigte, gelogen zu haben, um uns in einen dummen Krieg zu ziehen. Eine Außenpolitik, die die Bedürfnisse der Amerikaner in den Vordergrund stellt, war also immer ein wichtiger Bestandteil dieser Plattform der nationalen Erneuerung, die Amerika wieder groß machen soll.

Das heißt also, daß viele der MAGA-Bewegung Trumps Ansichten über den Iran nicht teilen, aber dennoch hinter ihm stehen.

Russo: Nun, wir wissen noch nicht genau, wie der Präsident dazu steht. Seine letzte Aussage ist, daß er in den nächsten zwei Wochen entscheiden wird, was zu tun ist, und es gibt Andeutungen, daß die Verhandlungen zwischen den USA und dem Iran wieder aufgenommen werden und unsere Diplomaten in dieser Zeit versuchen, eine Lösung zu finden. Er hat immer wieder erklärt, daß der Iran keine Atomwaffen haben darf – eine unumstrittene Position –, aber seine Präferenzen, ob dies mit Gewalt oder auf diplomatischem Wege erreicht werden soll, scheinen zu variieren.

Trump ist empfindlich gegenüber politischem Druck

Wer hat außer Trump derzeit eigentlich noch einen bedeutenden Einfluß auf die MAGA-Bewegung?

Russo: Natürlich ist Vizepräsident J.D. Vance einflußreich. Sie selbst haben bereits Herrn Bannon und Herrn Carlson erwähnt. Herr Bannon hat bei einer der prominenten Vorwahlen für die Präsidentschaftskandidatur 2028 tatsächlich ziemlich viele Stimmen erhalten, was auf eine sehr konkrete Form des Einflusses hindeutet. Ich würde gerne glauben, daß auch mein eigenes Magazin The American Conservative einen gewissen Einfluß hat. Aber es ist eine sehr heterogene Koalition, so daß es wahrscheinlich Leute gibt, von denen ich noch kaum etwas gehört habe, die aber erstaunlich einflußreich sind.

Spielt die MAGA-Bewegung bei der Entscheidungsfindung Trumps in der Iran-Debatte eigentlich eine Rolle?

Russo: Herr Trump ist empfindlich gegenüber politischem Druck, das haben wir zum Beispiel bei der Abschwächung seiner aggressiven Handelspolitik gesehen. Er ist in gewisser Weise ein sehr altmodischer Typus von amerikanischem Politiker: Er ist nicht in erster Linie ideologisch ausgerichtet, sondern macht verschiedenen Gruppen diskrete und manchmal widersprüchliche Versprechungen, die er dann auch einhält – oder versucht, den Eindruck zu erwecken, daß er sie eingehalten hätte.

Zu diesem angeborenen politischen Stil kommt noch hinzu, daß in den USA nächstes Jahr die Zwischenwahlen anstehen. Die Republikaner liegen in den Umfragen bereits zurück. Wenn er einen Teil seiner Stammwählerschaft verprellt, könnte sich ein schwieriger Wahlzyklus in ein regelrechtes „Blutbad“ verwandeln und das würde Trumps Fähigkeit, seine Agenda zu verwirklichen und sein Vermächtnis zu zementieren, stark einschränken – etwas, das ihn derzeit schwer belastet.

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Jude Russo ist Publizist und Chef vom Dienst der Zeitschrift „The American Conservative“ aus Washington D.C.

Trump-Anhänger mit Trump-Anhänger: Das Konfliktpotential ist groß. Foto: picture alliance / NurPhoto | Allison Bailey
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