Man könnte ihn einen „englischen Peter Scholl-Latour“ nennen, den britischen Schriftsteller Frederick Forsyth. Wie sein deutsches Pendant war er Soldat, Abenteurer, Journalist, Bestseller-Autor und ist heute ein respektabler Konservativer – und JF-Autor. Allein das Genre und die internationale Bekanntheit unterscheidet beide. Forsyth versuchte sich nur einmal mit einem Sachbuch („Biafra Story. Bericht über eine afrikanische Tragödie“, 1969), danach begann er eine Karriere als Romancier, veröffentlichte über ein Dutzend Romane (60 Millionen Exemplare), mit denen er ab den Siebzigern Weltruhm erlangt. „Der Schakal“ (1971), „Die Akte Odessa“ (1972), „Hunde des Krieges“ (1974), „Das vierte Protokoll“ (1984) schaffen gar den Durchbruch in Hollywood und werden verfilmt – „Der Schakal“ sogar zweimal: 1973 und 1997. 1938 in Ashford/Kent geboren, wird Forsyth mit 19 Jahren jüngster Düsenjägerpilot der Royal Air Force. Später verarbeitete er einen einsamen Flug in der Novelle „Der Lotse“ (1975), die in Kanada bis heute zu Weihnachten im Radio gelesen wird. Weit spannender wurde für ihn aber die Zeit danach als Reuters-Mann in Frankreich, Belgien, Deutschland, dem Ostblock und als BBC-Reporter in Afrika, wo er mit der Welt der internationalen Politik in Berührung kommt. Aus diesen Erfahrungen spinnt er den Stoff für seine Thriller, deren Unmittelbarkeit und Verschränkung mit aktuellen politischen Hintergründen den Nerv des Publikums treffen. So basiert „Der Schakal“ auf dem 1962 von rechtsradikalen Offizieren der OAS verübten Attentat auf Charles de Gaulle. Für „Hunde des Krieges“ steht das Äquatorialguinea des Diktators Nguema Pate sowie ein tatsächlich versuchter, aber vereitelter Putsch, an dessen Vorbereitung Forsyth selbst beteiligt gewesen sein soll. „Die Akte Odessa“ hingegen thematisiert geheime Netzwerke ehemaliger SS-Angehöriger. Bemerkenswert ist dabei Forsyths Bemühen, die Deutschen vor dem Vorwurf der Kollektivschuld in Schutz zu nehmen. Als Hauptfigur wählt er einen jungen Deutschen, der – sämtlicher generationentypischer Anklagerituale abhold – unter anderem für die Wiederherstellung der Ehre seines Vaters, eines Offiziers der Wehrmacht, den Kampf gegen die Ex-Nazis aufnimmt. Hier zeigt sich Forsyths politische Latenz: die eines englischen Konservativen, der Idealismus, Freiheitsliebe und Patriotismus vereint. In den Neunzigern engagiert er sich folglich gegen die immer weiter wuchernde EG, schreibt 1997 im Spiegel einen Offenen Brief an Helmut Kohl. 2001 lädt er Günther Oettinger nach England ein, vor der Political Correctness in Deutschland Schutz zu suchen, nachdem der für das Singen der ersten Strophe des Deutschlandliedes heftig kritisiert worden war. Wiederholt greift Forsyth auch für die JUNGE FREIHEIT zur Feder. Nun feiert der unbeugsame Brite am 25. August mit 450 Schafen auf seiner Farm bei London seinen 70. Geburtstag.