Herbert Hupka ist das letzte noch lebende Urgestein deutscher Vertriebenenpolitik. Am 15. August feiert er in geistiger Frische seinen 90. Geburtstag. Die noch immer zahlreichen publizistischen Beiträge dieses in Ceylon als Kind deutscher Oberschlesier zur Welt gekommenen Grandseigneurs sind stets lesenswert und verdienen ebenso Anerkennung wie sein Einsatz für die heimatverbliebenen Landsleute in den Oder-Neiße-Gebieten, der ihn immer wieder vor Ort in die oberschlesische Heimat treibt. Das historisch-kulturelle Erbe Schlesiens, Ost-Brandenburgs, Hinterpommerns und West- bzw. Ostpreußens ist für Hupka ein unverzichtbarer Teil unserer Nationalgeschichte. So gehört er zu den zähesten Vorkämpfern des geplanten Zentrums gegen Vertreibungen in Berlin. Für die auf eine „Europäisierung“ des Vorhabens hinarbeitenden Kritiker hat er keinerlei Verständnis, denn hier werde der „Wegweiser Europa“ nur eingerammt, „um das Projekt abzuwürgen, besser gesagt, um mit dem in die Zukunft gerichteten, aber nichts besagenden Begriff Europa jede Nationalgeschichte zu töten“. Herbert Hupka ist allen Schicksalsschlägen seines Lebens zum Trotz ein nimmermüder Aktivist geblieben. Damit hat er seine Form der Aufarbeitung tiefer biographischer Wunden gefunden, angefangen von der Entlassung aus der Wehrmacht als „wehrunwürdiger“ Offizier 1944 (seine Großeltern mütterlicherseits waren Jahrzehnte zuvor vom jüdischen zum evangelischen Glauben konvertiert) über die Vertreibung bis hin zum demonstrativen SPD-Austritt wegen Willy Brandts „neuer Ostpolitik“ 1972 sowie dem seit einigen Monaten unübersehbaren Zerfall „seiner“ Landsmannschaft Schlesien. Auszeichnungen wie die Verleihung der Ehrenbürgerschaft Ratibors durch die jetzt polnischen Stadtoberen erscheinen so als lebensnotwendige Trostpflaster. Wahrscheinlich ist der unentwegte Einsatz des gelernten Journalisten mit der aristokratischen Aura und seine bisweilen übertriebene Jagd nach öffentlicher Anerkennung auch eine Kompensation für seine letztliche Erfolglosigkeit in politischer Hinsicht. Seit der Mitwirkung an der Gründung des Schlesiervereins in München 1948 und dem späteren Vorsitz der Landsmannschaft Schlesien in Bayern kletterte Hupka in der Hierarchie deutscher Vertriebenenfunktionäre immer weiter nach oben, war Bundesvorsitzender seiner Landsmannschaft von 1968 bis 2000, Vizepräsident des Bundes der Vertriebenen zwischen 1970 und 1992 und Präsident der Stiftung Ostdeutscher Kulturrat von 1982 bis 1999. Neben Herbert Czaja wurde dieser von 1969 bis 1987 dem Bundestag angehörende und oft als „Revanchist“ diffamierte Schlesier zum Aushängeschild deutscher Vertriebenenpolitik und damit nicht nur im früheren „Ostblock“ zum personifizierten Feindbild. Alle Anfeindungen konnten ihn jedoch nicht von seiner Grundsatztreue abbringen, die er mit der nötigen Flexibilität verfolgt.