Es ist nicht einfach, die politische Debatte in Deutschland, die zunehmend Flachsinn produziert, auf einen Begriff zu bringen. Was bedeutet heute schon konservativ, liberal oder progressiv? Ein besserer und einleuchtender Ansatz findet sich in einem Aufsatz von Rainer Paris, der in der Januar-Ausgabe 2008 der Zeitschrift Merkur erschien. Der Titel: „Bescheuertheit“. Sie bezeichnet, so der Autor, einen bestimmten Typus von Menschen; sie brauche als kompakte Ideologie nur einen kleinen, überschaubaren Satz allgemeiner Aussagen; dazu komme das Prinzip der Affektbündelung, die Sucht nach moralischer Selbsterhöhung und eine offensive Schwatzhaftigkeit. Man kann den Begriff, so denke ich, auch sehr gut auf die Auseinandersetzung zwischen Andrea Ypsilanti und Wolfgang Clement anwenden. Ypsilanti ist, wie man weiß, sowohl gegen Kohle als auch gegen Kernkraftwerke. Clement wirft ihr vor, mit einem vollständigen Wechsel zu erneuerbaren Energien gefährde sie den Industriestandort Deutschland und setze Zigtausende von Arbeitsplätzen aufs Spiel. Das ist noch untertrieben. Ein Verzicht auf Kohle (46 Prozent der Stromproduktion) würde die deutsche Wirtschaft lahmlegen. Und wer die Kernenergie (22 Prozent der Stromproduktion) nicht mag, muß eben neue Kohlekraftwerke bauen. Wer beides ablehnt, ist bescheuert, weil er nicht begreifen will, daß eine zuverlässige und bezahlbare Energieversorgung die unverzichtbare Voraussetzung unseres Wohlstandes ist. Bescheuert ist es auch, Solarstrom in Deutschland zu produzieren, obwohl er das Sieben- bis Achtfache des konventionellen Stromes kostet. Jeder Arbeitsplatz in der Solarindustrie wird hierzulande doppelt so hoch subventioniert wie ein Arbeitsplatz im Steinkohlebergbau. Bescheuert ist die Energiepolitik der schwarz-roten Bundesregierung insgesamt, weil sie die Industrie und den Verbraucher bis 2020 an die 500 Milliarden Euro kosten dürfte, weil sie dank des bürokratischen Irrsinns der Emissionszertifikate die französische Atomindustrie belohnt und die deutschen Versorger benachteiligt, weil sie die Marktwirtschaft ausschaltet und die Planwirtschaft der früheren Sowjetunion imitiert und weil sie auf der offenbar unausrottbaren Fiktion beruht, der Mensch könne das Weltklima steuern. „Deutschland könnte aufhören zu existieren“, sagte der Münchener Professor Josef Reichholf kürzlich auf der Hayek-Tagung in Freiburg, „und das Weltklima würde es nicht merken.“ Dr. Bruno Bandulet ist Herausgeber des Deutschland-Briefes und des Finanzdienstes G&M.