In der Grabrede des Perikles auf die Gefallenen des Peloponnesischen Krieges legt Thykidides diesem Worte in den Mund, welche eine unmittelbare Beziehung zwischen Totenverehrung und dem eigenen Selbstverständnis als einer Gemeinschaft von Freien und Gleichen herleiten. „Zunächst will ich unserer Vorfahren gedenken. Es ist recht und geziemend, ihnen in solchem Augenblick diese Ehre des Gedächtnisses zu erweisen. Denn die Freiheit dieses Landes haben sie (…) mit ihrer Kraft bis jetzt weitergegehen. So sind sie preiswürdig, und noch mehr als sie unsere Väter. Denn diese erwarben (…) noch unser ganzes Reich, nicht ohne Mühe, und haben es uns Heutigen mit vererbt.“ Wenn dies stimmt, steht es schlecht um die Schweiz. In dem Land, das bisher damit kokettierte, das hellenische Ideal der selbstgenügsamen Polis kopiert zu haben, kann man sich kaum ein schäbigeres Verhalten vorstellen als die Vorgänge in Luzern, bei denen man sich fragen muß, ob hier politische Unterwürfigkeit oder bloßer Geiz ausschlaggebend war. Nichts ist hier von dem Stolz eines Perikles zu spüren: „Unsere Stadt verwehren wir keinem, und durch keine Fremdenvertreibungen mißgönnen wir jemandem eine Kenntnis (…) Denn wir trauen weniger auf Zurüstungen und Täuschungen als auf unseren eigenen, tatenfrohen Mut.“ Die Schweizer sehen das inzwischen wohl anders.