Die Diskussion über den Mangel an Ingenieuren – losgetreten vom Flugzeugbauer Airbus, der händeringend 600 vakante Stellen besetzen will – war absehbar. Doch vor diesem Dilemma – in den nächsten Jahren gehen ganze Ingenieurs-Generationen in Rente – haben Politik und Bildungsbürokratie allzu lange die Augen verschlossen. Wurzeln hat diese Fehlentwicklung bereits am Gymnasium, wo Physik, Chemie oder Mathematik häufig leicht zugunsten sozialwissenschaftlicher Fächer abgewählt werden können. An den Universitäten müßten dann statt Heerscharen von Juristen oder Geisteswissenschaftlern, die nicht selten nach bestandenen Examina die „Generation Praktikum“ verstärken, lieber Maschinenbauer oder Elektro-, Gen- und Informationstechniker ausgebildet werden. „Bologna-Errungenschaften“ wie ein Bachelor in Theaterwissenschaft – eher die Eintrittskarte in die Akademikerarbeitslosigkeit – verstärken diese Fehlentwicklung nur noch. Die Prognose des Daimler-Chefs Jürgen Schrempp, der sich im globalen Größenwahn dazu verstieg, „technischen Berufen in Deutschland keine große Zukunft“ vorauszusagen, blieb ohne Widerspruch seiner Managerkollegen und dokumentiert deren Versagen. Man saß statt dessen dem Irrtum auf, mangelnde Qualifikation durch Einwanderung kompensieren zu können. Die fehlgeschlagene „Green Card“-Regelung machte deutlich, daß sich Spezialisten nicht schnitzen lassen und Migration einem sozialen Impuls gehorcht. Daher muß die Industrienation Deutschland die Probleme selbst lösen und dringend Ingenieure ausbilden – solange hier noch das Potential dafür besteht.