Weltbank-Chef James Wolfensohn tritt am 31. Mai ab, und sein Nachfolger heißt Paul Wolfowitz. Der 61jährige Pentagon-Vize hat zwar kaum Erfahrung auf dem Gebiet der Entwicklungspolitik, dafür gilt er als Neokonservativer und Kriegstreiber gegen den Irak. Die Weltbank mit Sitz in Washington wird von 184 Staaten getragen und finanziert Entwicklungsprojekte. Im Vorstand sind 24 Mitglieder vertreten, die trotz Bedenken einstimmig für Wolfowitz optierten. Die USA sind Hauptanteilseigner und stellen traditionell deren Präsidenten. Vielsagend erklärte Wolfowitz, daß Armut nicht nur mit Krediten und Entwicklungshilfe zu bekämpfen sei. Nötig seien auch ein Blick auf Handelspraktiken und Subventionen sowie die Schaffung „richtiger“ Voraussetzungen für Privatinvestitionen. Der Verdacht, daß er dazu auserkoren sein könnte, den Economic Hit Man der US-Regierung zu spielen, kann nicht gänzlich von der Hand gewiesen werden. Nach John Perkins, der in den siebziger Jahren diese Rolle gespielt hat, besteht dessen Funktion vor allem darin, mit viel Kreditgeld Regierungen von Dritte-Welt-Staaten in ein Netzwerk von US-Interessen hineinzuziehen und diese mit dem Ziel in finanzielle Abhängigkeit zu bringen, sie für die USA wirtschaftlich und politisch steuerbar zu machen – inklusive den Zugang zu Rohstoffquellen. Perkins bekannte inzwischen offen: Er habe in seiner aktiven Zeit manipulierte Finanzpläne für die Weltbank und die US-Entwicklungshilfebehörde aufgestellt, um Kredite zu rechtfertigen, die dann in Aufträge für US-Großkonzerne geflossen sein sollen.