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Konsequenter Fernsehverzicht für Kleinkinder?

Konsequenter Fernsehverzicht für Kleinkinder?

Konsequenter Fernsehverzicht für Kleinkinder?

 

Konsequenter Fernsehverzicht für Kleinkinder?

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Kinder und Jugendliche schlafen 7 bis 8 Stunden täglich. Ihre zweithäufigste Tätigkeit ist mit 5,5 Stunden täglich der Konsum von Bildschirmmedien. Danach kommt mit 3,5 bis 4 Stunden täglich die Schule. Studien zeigen, daß das Fernsehen und der Computer dick, dumm und gewaltbereit machen. Betrachten wir eine kürzlich erschienene neuseeländische Studie zu den Auswirkungen des Fernsehens von Kindern und Jugendlichen auf deren Gesundheit und Bildungsniveau als Erwachsene: Etwa 1.000 Kinder wurden bei der Geburt erfaßt und dann in Abständen von zwei bis drei Jahren regelmäßig in ihren Familien untersucht. Im Alter von 26 Jahren wurden Körpergewicht, Fitneß, Cholesterinspiegel und Rauchgewohnheiten (also gesundheitliche Risikofaktoren) sowie das erreichte Bildungsniveau auf einer Skala von 1 (keine berufliche Qualifikation) bis 4 (Universitätsabschluß) eingestuft. Der wesentliche Befund der Studie ist, daß der Fernsehkonsum der Kinder sowohl die Gesundheit als auch das Bildungsniveau ungünstig beeinflußt.

Besonders beunruhigend ist, daß erstmals gezeigt werden konnte, wie gerade das Fernsehen in sehr jungen Jahren sich langfristig sehr ungünstig auswirkt: Ein Vierteljahrhundert nach dem Fernsehkonsum in der frühen Kindheit zeigt er sich am Vorhandensein bzw. dem Fehlen eines universitären Abschlusses. Im Zeitalter des "Unterschichtfernsehens" (5,5 Stunden täglich bei Arbeitslosen im Vergleich zum Durchschnitt von 3,5 Stunden) sei nicht unerwähnt, daß man davon ausgehen muß, daß die Auswirkungen des Fernsehkonsums zu einer Verstärkung der Unterschiede zwischen Arm und Reich führen werden. Anstatt sozial auszugleichen, bewirkt das Fernsehen also zunehmende soziale Ungleichheit. Es wird Zeit, daß wir über diesen sozialen Sprengstoff nachdenken. Wir sind es unseren Kindern schuldig. Und wir dürfen nicht länger zuschauen.

Prof. Dr. Dr. Manfred Spitzer ist ärztlicher Direktor der Uniklinik für Psychiatrie in Ulm und Autor des Buches "Vorsicht Bildschirm!".

Unser Zeitalter ist geprägt durch die Medien – das gilt nicht nur für Erwachsene, sondern auch für Kinder. Medien bieten allerhand positive Chancen: etwa der funktionale Nutzen neuer Medien, die Möglichkeiten der Wissensvermittlung oder die Unterstützung bei der Bewältigung handlungsleitender Themen.

Aber gerade bei Vorschulkindern ist der richtige Umgang mit dem Medium wichtig – und der muß in allererster Linie durch Eltern und Pädagogen erfolgen. Die richtige "Erziehung" mit dem Fernsehen und anderen elektronischen Medien ist ein Lernprozeß, ähnlich dem der Sozial- und Kreativitätserziehung. Ein totaler Fernsehverzicht in unserer heutigen, medial geprägten Welt geht an der Lebenswelt des Kindes vorbei.

Es ist zweifellos richtig, daß Kinder gerne fernsehen, und nicht zuletzt haben auch Vorschulkinder das Recht auf eine professionelle pädagogische Medienerziehung, damit sie möglichst früh die Risiken der Medien zu vermeiden lernen. Hier wäre vor allem die Mediengewalt zu nennen, die insbesondere bei solchen Kindern, die in belastenden familiären Situationen leben, schlimme Auswirkungen haben kann.

Der richtige Umgang mit den Medien setzt für Eltern und Pädagogen also voraus, daß sich diese verantwortungsvoll mit dem Thema beschäftigen. Zugegebenermaßen machen es sich viele leider an dieser Stelle etwas zu leicht. Diese Thematik verdient in der Tat mehr Aufmerksamkeit. Denn Fernsehen gilt oft für Eltern als ein Mittel der Selbstbeschäftigung für Kinder. Nicht zuletzt vor diesem Hintergrund findet Medienerziehung in Kindergärten noch viel zu selten statt.

Doch Vorsicht! Konzentrations- und Lesedefizite von Kindern werden nur allzu gerne den Medien zugeschoben, die dann als Buhmann herhalten müssen, wenn das Elternhaus und die Pädagogen wieder einmal versagt haben.

Jürgen Doetz ist Präsident des Verbandes Privater Rundfunk und Telekommunikation e.V. (VPRT) in Berlin.

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