Nein, jetzt kein Spott und Hohn auf Angela Merkel, keine bildhafte Häme „Wir sind Kanzlerin“, kein Nörgeln an dem wenig berauschenden Wahlgang mit 51 Verweigerern aus den eigenen Reihen. Jedem neuen Kanzler stehen nach dem Amtsantritt 100 kritikfreie Tage zu, und selbstverständlich sollte diese Karenzzeit auch für Frau Merkel gelten. Heißt das nun „Abwarten und Tee trinken“ oder eingedeutscht „Schaun-ma-mal“? Leider ist die Lage Deutschlands nicht dazu geeignet, weiterhin wertvolle Zeit zu vergeuden. Zumal die Kanzlerin selber schon verlautbarte, daß mit dem Tag ihrer Wahl auch der erste Arbeitstag gegeben sei. Kritik an der Amtführung tut somit not, auch ohne die Amtsinhaberin direkt belasten zu müssen. Kritik setzte schon vor der Kanzlerwahl ein. Das Regierungsprogramm der Großen Koalition bietet dafür Material in Hülle und Fülle. Doch dafür kann die Kanzlerin herzlich wenig. Ebenso wird sie fürderhin kaum für die zwangsläufig mäßigen Erfolge der schwarz-roten Regierung zur Rechenschaft gezogen werden können. Und damit erschöpft sich gegenwärtig und künftig die Kritik an Angela Merkel. Sie kann nur das regieren, was ihr zur Verfügung steht: eine darbende deutsche Wirtschaft, einen verquasten Arbeitsmarkt, einen verkrusteten Sozialstaat, bankrotte Staatsfinanzen und nachhaltig uneinsichtige Sucher nach der „sozialen Gerechtigkeit“ mit ungebrochenen Wünschen nach unfinanzierbaren staatlichen Wohltaten. Da entsteht allein aufrichtiges Mitleid mit Frau Merkel in ihrer Rolle des Konkursverwalters.
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