Die Bundestagswahl hatte nur zwei echte Sieger: Die oft totgesagte FDP wurde mit 9,8 Prozent drittstärkste Partei und die Linkspartei mit 8,7 Prozent vierte Kraft. Die im Hauruck-Verfahren umgetaufte PDS konnte damit ihr Ergebnis von 2002 mehr als verdoppeln – und die Mehrheitsverhältnisse im Bundestag durcheinanderwirbeln. Es sind nicht mehr nur DDR-Nostalgiker und linksextreme Sektierer, die ihr Kreuz bei Gregor Gysi & Co. machten: Die 18,5 Prozent im Saarland lassen sich noch mit Ex-Ministerpräsident Oskar Lafontaine erklären, die 8,3 in Bremen, die 6,3 in Hamburg und die über fünf Prozent in NRW, Hessen und Rheinland-Pfalz allerdings nicht. Fünf Millionen Arbeitslose, das Gefühl auch bei vielen westdeutschen Arbeitnehmern, durch Hartz IV immer potentiell vom sozialen Abstieg bedroht zu sein, erklärt ebenfalls nur einen Teil des Linkspartei-Erfolgs. Es waren vor allem auch Proteststimmen gegen Rot-Grün in Berlin, mit denen eigentlich die Union gerechnet hatte. Doch das „neoliberale“ Angebot der Merkel-Truppe schreckte soziale Protestwähler ab. Der sozial-katholische wie der deutschnational-protektionistische Flügel haben keine Stimme mehr in der CDU. Kopfpauschalen-Kritiker und CSU-Vize Horst Seehofer fand im „Wahlkampf-Team“ keinen Platz – was das verheerende Abschneiden in Bayern mit erklärt. Daß die Linke in den beiden Südländern unter vier Prozent liegt, ist wohl vor allem der niedrigen Arbeitslosenquote zu verdanken. Das läßt auch turbulente Landtagswahlen erwarten.