Die Eiszeit in den Beziehungen zwischen den USA und Deutschland läßt die Bundesregierung frieren. Im Schoß des „gütigen Hegemons“ aus Amerika hingegen ist es wohlig warm – CDU-Chefin Angela Merkel kann das bestätigen. Der Deutschland-Besuch von US-Außenminister Colin Powell sollte das diplomatische Tauwetter einläuten. Doch Powell blieb ausgesprochen kühl gegenüber Kanzler Gerhard Schröder. Trotz Meinungsverschiedenheiten sei man Freund und Partner, beschwichtigte Powell immerhin. Nachfragen von Journalisten waren nicht zugelassen. US-Präsident George W. Bush hatte zuvor in einer gezielten Provokation gezeigt, daß er lieber mit einem hessischen CDU-Ministerpräsidenten persönlich spricht, als mit dem SPD-Bundeskanzler auch nur zu telefonieren. In seiner Not wollte Schröder den USA entgegenkommen und signalisierte Kompromißbereitschaft für die Aufhebung der Irak-Sanktionen in der Uno. Die Amerikaner hätten gerne deutsche Soldaten im Zweistromland. Sie sollen die US-Vorherrschaft mit absichern, während sich die Masse der G.I.s „neuen Aufgaben im Kampf gegen den Terror“ zuwendet. Das erscheint Schröder dann doch zu heikel. Lieber bringt er als Kompensation die Ausweitung des deutschen Isaf-Mandats von Kabul auf ganz Afghanistan ins Spiel. Das hatte er bislang unter Hinweis auf die große Gefahr strikt abgelehnt. So mutiert die Bundeswehr vom Träger der Landes- und Bündnisverteidigung zur Verfügungsmasse einer fragwürdigen Außenpolitik.