MÜNCHEN/WIEN. Das Urteil gegen den irakischen Islamisten, der in Deutschland versucht hatte, Züge entgleisen zu lassen, ist rechtskräftig. Wie die Generalstaatsanwaltschaft München und das Bayerische Landeskriminalamt am Donnerstag mitteilten, wies das Oberlandesgericht Wien mit Urteil vom 20. Juli die Berufung des 44jährigen zurück.
Zuvor hatte bereits Ende März der Oberste Gerichtshof in Österreich eine Beschwerde des Attentäters zurückgewiesen. Der Mann war im Dezember 2020 vom Landesgericht Wien wegen versuchten Mordes, schwerer Sachbeschädigung und der Beteiligung an einer terroristischen und kriminellen Organisation zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Die Geschworenen zeigten sich überzeugt, daß der Iraker im Namen des Islamischen Staats (IS) 2018 viermal versucht hatte, Züge auf der Strecke München-Nürnberg zum Entgleisen zu bringen.
Unter anderem befestigte er Anfang Oktober 2018 ein Stahlseil zwischen den Oberleitungsmasten und brachte mit Metallteilen verstärkte Holzkeile auf den Gleisen an, um einen Zug zum Entgleisen zu bringen. Ein ICE überfuhr diese Hindernisse jedoch und wurde nur leicht beschädigt. In Tatortnähe fanden die Ermittler in arabischer Schrift abgefaßte Drohschreiben und Schmierschriften mit Bezug zum IS. Einen ähnlichen Anschlagsversuch gab es in Berlin. Mitangeklagt gewesen war auch die Ehefrau des Irakers, sie wurde jedoch freigesprochen.
Ermittler loben Zusammenarbeit
Laut den Ermittlern hatte der Mann bereits seit seiner Einreise 2012 Kontakte zu der Terrormiliz unterhalten. Regelmäßig hatte er mit einem in der Schweiz lebenden Iraker kommuniziert, der 2017 als Kopf einer IS-Zelle verurteilt worden war. Zunächst kundschaftete der in Wien lebende Verurteilte Anschlagsziele in Frankreich aus, ehe er in einem Magazin des IS auf die Idee gestoßen war, Züge in Deutschland entgleisen zu lassen.
Der Münchner Generalstaatsanwalt Reinhard Röttle teilte nun mit: „Dieses Urteil beweist, daß eine wirksame Bekämpfung des Terrorismus nur gemeinsam und international funktioniert. Bayern, Berlin und Österreich haben einen gefährlichen Terroristen erfolgreich überführt und weitere Anschläge verhindert.“
Der Präsident des Bayerischen Landeskriminalamtes, Harald Pickert, betonte: „Eine besondere Herausforderung der Ermittlungen stellte die Abwehr von weiteren Gefahren für Bahnreisende und gleichzeitige effektive Strafverfolgung dar. Ich bin sehr froh, daß durch die Anschläge niemand verletzt wurde und der Bahnverkehr weiter sicher ist.“ (ls)