BERLIN. Der Berliner Verein „Moabit hilft“ hat seine Nominierung zum „Nachbarschaftspreis 2018“ abgelehnt. Die Verantwortlichen der hauptsächlich für Einwanderer tätigen Organisation begründen dies damit, daß Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) Schirmherr des Preises ist.
In einer Erklärung auf der Internetseite des Vereins heißt es, man habe sich zunächst sehr über die Nominierung gefreut, denn sie „gibt uns das Gefühl, mit unserer Arbeit das Richtige zu tun, nicht alleine zu sein“. Mit dem Wissen um die Rolle Seehofers dabei sehe man sich allerdings bereits in diesem Stadium zur Ablehnung gezwungen, auch wenn noch nicht klar sei, ob man gewonnen hätte.
„Zynisch amüsiert“ über Abschiebung
„Moabit hilft“ wirft Seehofer vor, er habe sich über die Abschiebung von Afghanen „zynisch amüsiert“ und fasele von Leitkultur. Vorgehalten wird ihm auch der Satz „Wir werden uns gegen Zuwanderung in deutsche Sozialsysteme wehren – bis zur letzten Patrone.“
Den „Nachbarschaftspreis“ verleiht die „Nebenan-Stiftung“ als „eine bundesweite Auszeichnung für all diejenigen, die sich vielerorts als Nachbar für Nachbarn einsetzen und das Miteinander stärken“. Kooperationspartner sind neben dem Innen- und Heimatministerium auch der Deutsche Städte- und Gemeindebund sowie der Deutsche Städtetag.
Auch Unternehmen sowie karikative Organisationen zählen zum Netzwerk der Stiftung, die vor allem „lokale Gemeinschaften“ unterstützen will. Der in verschiedene Kategorien unterteilte Nachbarschaftspreis ist mit insgesamt 53.000 Euro dotiert. Die Verleihung ist für Anfang September geplant.
Verein geriet 2016 wegen erfundenem Todesfall in die Schlagzeilen
Stiftungsgeschäftsführer Michael Vollmann sagte dem Evangelischen Pressedienst, man bedauere den Schritt, respektiere aber die Entscheidung von „Moabit hilft“. In der Stiftung seien Seehofers Aussagen ebenfalls kritisch diskutiert worden, man wolle an einer inhaltlichen Zusammenarbeit mit dem Bundesinnenministerium aber dennoch festhalten.
Der gemeinnützige Verein „Moabit hilft“ wurde 2013 gegründet und trat vor allem während der Asylkrise 2015/16 und den Zuständen rund um die Erstaufnahmestelle beim Berliner Landesamt für Gesundheit und Soziales (LaGeSo) an die Öffentlichkeit. In die Schlagzeilen geriet „Moabit hilft“ im Januar 2016, als einer der freiwilligen Helfer wahrheitswidrig behauptet hatte, ein 24jähriger syrischer Asylbewerber sei vor dem LaGeSo gestorben. Der damalige Berliner Innensenator Frank Henkel (CDU) hatte der Vereinsführung vorgeworfen, sie sei mitverantwortlich dafür, „die Stimmung in unserer Stadt zu vergiften.“ (vo)