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Gelungene Propaganda

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Es gehört zu den Launen der Geschichte, die gleich zwei deutsche Revolutionen auf einen 9. November fallen ließ: Zum einen die Ausrufung der Republik 1918, zum anderen der Mauerfall 1989. Bereits das erste Datum war ein Ärgernis für alle diejenigen, denen die deutsche Volkssouveränität nicht passte und daher diesem Tag eine andere, eigene Bedeutung verleihen wollten. Der erste Versuch am 9. November 1923, man kann es nicht anders sagen, ging gründlich daneben.

Zwar dichtete die nationalsozialistische Propaganda den mißratenen Putsch zum Blutzeugenkitsch um, doch konnte auch sie nicht dessen Scheitern verhehlen: die Deutschen waren nicht Adolf Hitler gefolgt, sie hatten seine Bewegung auflaufen lassen. Es war den Nationalsozialisten nicht gelungen, etwas eigenes in die Welt zu setzen, was sich mit dem Erinnerungstag der „Novemberverbrecher“ auch nur annähernd messen konnte. Fünfzehn Jahre später sah es schon anders aus.

Wer die Pogrome organisiert hatte, läßt sich nicht mehr rekonstruieren. Zu verworren die Interessenlagen und Kompetenzgerangel innerhalb der Bewegung, als daß man eine klare Befehlskette herauslesen könnte. Unbestreitbar waren die Pogrome jedoch die große Stunde von Propagandaminister Joseph Goebbels. Nicht im positiven Sinne gelang daher den Nationalsozialisten eine Besetzung und Verdrängung des 9. Novembers, wohl aber im negativen Sinne. Und daran hat sich nichts geändert.

Dumpfe Drohungen und Ermahnungen

Deutlich wird dies am deutschen Staatsoberhaupt, Bundespräsident Joachim Gauck. In dessen Reden findet sich keinerlei positive Bezugnahmen auf den 9. November. Stattdessen orakelte vor den symbolischen Grundmauern einer Synagoge in Eberswalde, ihm bereite die politische Entwicklung große Sorgen, schlimmste Erscheinungen der Vergangenheit könnten sich wiederholen. Wir sollten uns bewußt machen, „wohin wir gehen, wenn wir anfangen, Menschen in wertvollere und weniger wertvolle einzuteilen“.

Was meint Gauck mit diesen ungeheuren Anschuldigungen? Wer hier Näheres wissen will, erfährt nur dumpf-dunkle Ermahnungen, Drohungen und irgendwelche Zeichen an der Wand. „Wir müssen verhindern, daß Haß und Rassenwahn von neuem die Gehirne vernebeln und die Herzen verderben“, heißt es in Frankfurt an der Oder. „Wir müssen aufstehen und aktiv werden gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus in unseren Tagen.“ Was meint Gauck damit?

Das Verbot der doppelten Staatsbürgerschaft? Eine formal restriktive Asylbewerberpolitik? Überhaupt, daß es Deutsche gibt, die sich zu einem einigen und freien Volk und Vaterland bekennen? Ja, alles das und noch viel mehr hören Deutsche zum 9. November. Man kann Goebbels einiges vorhalten, nicht aber, sein Amt mit Inkompetenz ausgeübt zu haben. Seine Propagandainszenierungen wirken mehr denn je. Damals wie heute im Dienste derjenigen, die mit der deutschen Volkssouveränität so ihre Probleme haben.

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