ROSTOCK. Die Universität Rostock hat eine Flugblattkampagne, in der mehreren Dozenten rechte und antidemokratische Tendenzen unterstellt wurden, scharf verurteilt. Die Art und Weise, wie Professoren und Lehrbeauftragte anonym diffamiert und verunglimpft würden, sei nicht akzeptabel, sagte der Sprecher der Universität, Ulrich Vetter, auf Anfrage der JUNGEN FREIHEIT.
In dem Flugblatt waren mehrere Wissenschaftler angegriffen und an den Pranger gestellt worden. So wurde dem Historiker Egon Flaig beispielsweise unterstellt, er vertrete in seinen Vorlesungen eine „ethnopluralistische und sozialdarwinistische Sichtweise“. Belegt haben die anonymen Ankläger dies jedoch nicht.
Zwei weiteren wissenschaftlichen Mitarbeitern wurde ihre Mitgliedschaft in Studentenverbindungen vorgehalten. Einem anderen Historiker, daß er sich für die Umbenennung der Ilja-Ehrenburg-Straße in Rostock ausgesprochen hatte. Der sowjetische Propagandadichter hatte im Zweiten Weltkrieg in seinen Schriften die Soldaten der Roten Armee zum Massenmord an deutschen Zivilisten aufgerufen.
Kritik von der Jungen Union
Inhaltlich wollte die Universität nicht auf die Vorwürfe eingehen. „Wir reagieren nicht auf anonyme Anschuldigungen und werden das nicht öffentlich kommentieren“, erläuterte Vetter. Überhaupt sei die Aktion eher ein Fall für die Staatsanwaltschaft. Prinzipiell stelle sich die Universität jeder Diskussion, dafür brauche es aber auch einen Ansprechpartner. „Wer sich dagegen auf anonyme Weise dem Diskurs entzieht, scheint von Transparenz und demokratischer Meinungsbildung wenig zu halten.“
Wer genau hinter der Kampagne steckt, ist bislang nicht bekannt. Die dazugehörige Internetseite enthält kein Impressum, und ein Domaininhaber ist nicht zu ermitteln. Allerdings legen gegenseitige Verlinkungen mit dem linksextremen Internetportal Indymedia, die Kritik an der Extremismustheorie sowie mehrere Formulierungen den Schluß nah, daß die Verfasser aus der linken bis linksextremen Szene stammen.
Dies vermutet auch die Junge Union Rostock, die die Kampagne ebenfalls verurteilte. „Diese Aktion an sich, aber vor allem die persönliche Diffamierung der Dozenten lehnen wir strikt ab. Die angeprangerten Lehrkräfte sind über jeden Zweifel erhaben, und wir sprechen ihnen unser Vertrauen aus“, sagte der Vorsitzende Alexander Rau. Der Fall zeige aber auch, daß die Universität das Problem des Linksextremismus ernster nehmen und sich damit kritisch auseinandersetzen müsse. „Die Universität muß sich dem klar und konsequent entgegenstellen“, forderte Rau. (krk)