CDU-Politiker bekommen Angst vor Kampfdrohnen. Heißt es. Nicht etwa, daß sie selbst damit beschossen würden, aber sie fürchten sich vor der Mobilmachung durch die Opposition und die Friedensbewegung im anstehenden Bundestagswahlkampf. Denn gerade die Friedensbewegung, deren Bedeutung und Öffentlichkeitswirksamkeit in den letzten Jahren rapide gesunken ist, hat die unbemannten Luftfahrzeuge für sich entdeckt.
Es ist herrlich einfach, Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) für seine Beschaffungspläne zu attackieren. Der Umstand, daß kein Pilot im Flugzeug sitzt, sondern an einer Fernsteuerung, vielleicht tausende Kilometer entfernt, lädt zu wildesten Phantasien und dramatischer Rhetorik ein. „Killermaschinen“, „brutale schonungslose Mörderwaffen“, „Töten auf Knopfdruck“, der bekämpfte Feind würde entmenschlicht, weil zu Pixeln auf einem Bildschirm reduziert. „Drohnen können keine Gefangenen machen“, kritisierten zum Beispiel die katholischen Bischöfe Stephan Ackermann und Franz-Josef Overbeck in einer gemeinsamen Erklärung.
Allerdings könnte man all‘ diese Dinge auch von einem Maschinengewehr behaupten. Es ist brutal, schonungslos, tötet auf Knopfdruck, und wenn der Feind erst mal durch die Visiereinrichtung betrachtet wird, wird er auf die von ihm ausgehende Bedrohung reduziert. Im Gegensatz zum Drohnenbediener steht der Maschinengewehrschütze jedoch unter hoher körperlicher Belastung, betrachtet die Welt durch die Visierlinie und fürchtet tatsächlich um sein Leben.
Aus Sicht der Soldaten völliger Humbug
Der Drohnenbediener am Bildschirm hat diese Probleme nicht, er handelt jedenfalls nicht unüberlegter als der Kämpfer am Boden. Analog zum Gewehrschützen stehen auch Panzerbesatzungen und Piloten im Cockpit unter Streß. Auch sie können keine Gefangenen machen, und immer wenn sie töten, töten sie auf Knopfdruck – wobei sich auch die Frage stellt, was am Töten im Nahkampf nun besser sein soll.
Die Logik der Friedensbewegung (man verzeihe mir an dieser Stelle die freche Vereinfachung) und der Opposition hat immer nur den Feind oder eventuell unbeteiligte Zivilisten im Blick, nicht aber die eigenen Soldaten. Bei der Empörung über das Töten aus der sicheren Distanz schwingt immer die ritterliche Logik mit, der Feind müsse zumindest theoretisch die Möglichkeit haben, den eigenen Soldaten zu besiegen. Daß es aus Sicht dieser Soldaten absoluter Humbug ist, sich dem mehr oder weniger gleichberechtigten Kampf zu stellen, wenn er indes auch ohne eigene Gefährdung agieren kann, dürfte auf der Hand liegen.
Drohnen sind kein Allheilmittel, am Ende entscheiden die Fußsoldaten die Schlacht, erst recht den „Stabilisierungseinsatz“. Und freilich kann die äußerst komplexe Debatte nicht auf die hier präsentierten Schlagworte reduziert werden. Aber wer den Verzicht auf bewaffnete Drohnen mit ethischen Bedenken gegenüber dem Feind begründet, sollte auch den eigenen Soldaten erklären können, warum er ihnen diese sichere Waffe entzieht.