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Streiflicht: Mehr Mut zur Differenz

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Streiflicht
 

Mehr Mut zur Differenz

Die Entscheidung des Augsburger Bischofs im Fall Oblinger fügt sich in das Bild einer Kirche, die auf diese Weise wiederholt ihre Autorität dem Zeitgeist unterwirft. Unter dem Druck dieses Geistes wurde eine Zensurmaßnahme gegen eine Zeitung getroffen, die in Fragen unbequem ist, in denen es die Kirche auch sein sollte: Ehe, Familie, Lebensschutz und christliche Tradition. Ein Kommentar von Dieter Stein.
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Unwort, Umfrage, Alternativ

Zensur
Mit dem Schreibverbot für Pfarrer Oblinger unterwirft sich die Kirche einem Zeitgeist, den sie eher herausfordern müßte Foto: Pixelio/Gerd Altmann

Im Gespräch mit der JUNGEN FREIHEIT macht sich der Literaturwissenschaftler Hans Ulrich Gumbrecht Luft über eine deutsche Krankheit: die ekelhafte Konsenssucht, den kollektiven Zwang zur Harmonie, der in die obsessive Gängelung abweichender Köpfe mündet, „dieses Phänomen der ‘erwünschten Meinung’ (…) und das Selektieren der ‘unerwünschten Meinungen’.“ Bestätigt finden kann man dies erneut am Fall des katholischen Pfarrers Georg Alois Oblinger, der von seinem Bischof ein Verbot erhielt, für die JF zu schreiben. Oblinger hat nicht gegen die katholische Lehre verstoßen, sondern er hat für die – im Sinne der herrschenden politischen Korrektheit – „falsche Zeitung“ geschrieben.

Die Entscheidung des Bischofs, die autoritär anmutet, fügt sich in das Bild einer Kirche, die auf diese Weise wiederholt ihre Autorität dem Zeitgeist unterwirft. Unter dem Druck dieses Geistes wurde eine Zensurmaßnahme gegen eine Zeitung getroffen, die in Fragen unbequem ist, in denen es die Kirche auch sein sollte: Ehe, Familie, Lebensschutz und christliche Tradition. Das Virus der spezifisch deutschen Harmoniesucht hat im Fall Oblinger ausgerechnet eine Institution befallen, die in der Gesellschaft Anstoß erregen muß, wenn sie ihrem eigentlichen Auftrag nachkommt. 

Der Fall schlägt in der katholischen Publizistik Wellen: Auf zwei Seiten widmet sich Christ & Welt, die für die ehemaligen Abonnenten des 2010 eingestellten Rheinischen Merkur gefertigte Beilage der Zeit, der Zensurmaßnahme. Michael Rutz, der gescheiterte letzte Chefredakteur des von der katholischen Kirche lange Zeit hochsubventionierten und schließlich an die kirchenferne Wochenzeitung verscherbelten Blattes, rühmt sich dort, es habe unter ihm einen Unvereinbarkeitsbeschluß mit der JF gegeben.

Das Rechte, das Konservative findet faktisch fast keinen Raum mehr

„Rassistische Untertöne“, eitle Autoren, die zu wenig aus dem Nationalsozialismus gelernt hätten, macht er bei der JF aus. Rutz trug einst Mitverantwortung dafür, daß der Philosoph Günter Zehm, der schon wegen „abweichender Meinungen“ in der DDR drei Jahre im Zuchthaus saß, mit seiner legendären Pankraz-Kolumne aus dem Rheinischen Merkur gemobbt wurde.

Reinhard Müller beklagte vergangene Woche in der FAZ diese „Stigmatisierung als ‘rechts ’“, die generell „hierzulande ein vernichtendes Urteil“, ein „wirksamer Pranger“ sei, weil es mit Rechtsextremismus gleichgesetzt werde. Das Rechte, das Konservative findet so faktisch fast keinen Raum mehr.

Gumbrecht hingegen fordert eine „echte Debatte“, die eine „Konfrontation verschiedener Standpunkte“ bedeute „und nicht das Durchsetzen des einen, angeblich richtigen“. Nichts mehr und nichts weniger beabsichtigt diese Zeitung. Audiatur et altera pars – man höre auch die andere Seite, dieses Prinzip wird man mit Maulkörben und Schreibverboten nicht ersticken können; es muß jedoch täglich erkämpft werden.

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