BERLIN. Die Äußerungen des Vorstandsvorsitzenden der Linde AG, Wolfgang Reitzle, zu einem möglichen Euro-Austritt Deutschlands sind auf Widerspruch gestoßen. Der Hauptgeschäftsführer des Verbandes der chemischen Industrie, Utz Tillmann, sagte, „die Gemeinschaftswährung und der einheitliche Binnenmarkt sind ein zentraler Faktor für Wohlstand und Beschäftigung in Europa“.
Auch Deutschland profitiere wegen seiner starken Exportwirtschaft vom Euro, beteuerte Tillmann nach einem Bericht des Handelsblattes. „Gerade Deutschland muß dazu beitragen, das Vertrauen in den Euro wiederherzustellen und die europäische Integration weiter voranzutreiben.“
Auch Mario Ohoven, Präsident des Bundesverbands der mittelständischen Wirtschaft, warnte vor einem Euro-Austritt der Bundesrepublik. „Die übergroße Mehrheit der mittelständischen Unternehmer in Deutschland will den Euro.“ In einer internen Umfrage hätten sich 87 Prozent der Mittelständler für den Euro ausgesprochen.
Moody’s hält an Frankreichs Top-Note fest
Unterstützung bekam Ohoven aus den Reihen des Instituts der deutschen Wirtschaft. Ein Austritt aus der Gemeinschaftswährung hätte dramatische Auswirkungen, warnte Institutsdirektor Michael Hüther. Zudem habe Reitzle nicht berücksichtigt, daß eine Währungsänderung die Finanzströme in der Europäischen Union erheblich stören würde.
Der Linde-Vorsitzende hatte am Wochenende als erster Chef eines DAX-Unternehmens einen Euro-Austritt Deutschlands ins Gespräch gebracht. „Wenn es nicht gelingt, die Krisenländer zu disziplinieren, muß Deutschland austreten“, sagte er dem Spiegel.
Unterdessen wurde bekannt, daß Frankreich nach der Abwertung seiner Staatsanleihen durch Standard & Poor’s auch von der Ratingagentur Moody’s künftig genauer überprüft werden soll. Das Verfahren zur Neubewertung der Kreditwürdigkeit des Landes werde fortgesetzt, teilte das Unternehmen mit. (ho)