Noch bevor die neueste Anti-Rechts-Kampagne losgetreten wurde, habe ich das Buch „Deutsche Opfer, fremde Täter“ fertig gelesen und es hat mich zwiegespalten zurückgelassen. Sich zu dem hoch emotionalisierten Thema differenziert zu äußern ist heikel, da man den einen schnell als „Ausländerfeind“, den anderen als „Leisetreter“ erscheint.
Und dies nun noch, nachdem die großen Medien angesichts der noch gar nicht geklärten Mordserie einer seltsamen Clique das Ablenkungsmanöver von der drohenden Finanzkrise fahren. Eine Kampagne, die zudem der Vorbereitung künftiger staatlicher Maßnahmen zur effektiveren Kontrolle oppositioneller Meinungsbilder dienen könnte.
Ein guter Freund (der das Buch allerdings noch nicht gelesen hat) wurde von mir auf die zugehörige Internetseite aufmerksam gemacht. „Schäbig“ urteilte er zum Ansinnen der Autoren. Er habe nichts dagegen, das Thema der Jugendgewalt intensiver zu behandeln, es aber auf bestimmte Ethnien einzugrenzen, wertete er als Stimmungsmache.
Das Schweigekartell durchbrechen
Ich hielt entgegen, daß es zwar zu Pauschalisierungen führen könne, aber doch ein Regulativ gegen all die Vertuschungen in der hiesigen Medienwelt darstelle, in der meist nur von „Jugendlichen“ die Rede ist, die ein Handy raubten, von „Diskogästen“, die einen 18-Jährigen krankenhausreif schlugen oder „Frankfurtern“, die im Streit eine Messerstecherei begannen. Das Buch sei gut geeignet, das Schweigekartell etwas zu durchbrechen.
Ich war anderer Meinung als mein Freund, aber ich konnte ihn verstehen. Der Kioskbesitzer von nebenan, bei dem er oft Zigaretten kauft, ist ein älterer Türke. Ein stets freundlicher, arbeitsamer Mann. Spätnachts schließt er erst seinen Laden, um frühmorgens schon wieder am Tresen zu stehen. Mein Freund wie ich selbst habe viele Fremdstämmige im engeren Bekannten- und Freundeskreis, darunter auch Türken. Niemand soll ihnen vorhalten, sich kriminell zu verhalten. Auch Deutschenfeindlichkeit kann ich bei diesen Menschen nicht erkennen, eher Achtung für das deutsche Leben, für Sauberkeit, Sicherheit, Ordnung.
Und so begrüßte ich den Verweis auf die Gefahren der „multikulturellen Gemengelage“, doch zugleich ließ mich das Buch unbefriedigt zurück. Warum? Wohl weil mir die Tiefenanalyse fehlte, der Hinweis, daß alles vor allem ein inneres Problem der Deutschen ist.
Deutschenfeindliche Denkmuster unserer Eliten
Warum begehren – abgesehen vom Kauf des Sarrazin-Buches – die Bürger nicht stärker auf? Liegt es nur an der medialen Schweigespirale? Oder vielleicht schlicht auch daran, daß eben die Erfahrungen der meisten Deutschen bislang nur zum Teil mit den in „Deutsche Opfer, fremde Täter“ beschriebenen deckungsgleich sind. Kein Normalbürger möchte Intensivtäter beschönigen oder in U-Bahnen zusammengetreten werden, aber seine konkreten persönlichen Erfahrungen mit Einwanderern bestehen eben zu 99 Prozent nicht nur aus prügelnden deutschfeindlichen Horden, sondern eben auch aus ganz friedlichen Begegnungen, etwa mit der kurdischen Supermarktkassiererin, dem iranischen Arzt oder dem türkischen Nachbarn, der mal nicht Schulabbrecher, sondern ein höflicher Student ist.
Ein Ernstfall ist zudem noch nicht akut, er übersteigt auch die Vorstellungswelt vieler Bürger, zumal Zukunft selten konkret vorhersagbar ist und Negatives gerne weggeblendet wird. Das Problem der „deutschenfeindlichen Gewalt“ ist also noch viel stärker ein Problem der Zukunft, als eines der Gegenwart. Das erklärt die Lethargie auf der einen sowie die Wut auf der anderen Seite. Die Verdränger (oft kinderlose Frauen) haben im Migranten ihr Hätschelbaby mit den Kulleraugen gefunden, das es früher nur auf „Misereor“-Postern für Afrika-Spenden zu betrachten gab. Die Wutbürger grummeln dagegen bei jedem Autounfall, von dem sie lesen: „War sicher ein Ausländer.“ Es ist nicht einfach, hier den Mittelweg der Vernunft zu beschreiten.
Dabei stinkt der Fisch vom Kopf. Nirgendwo sind deutschenfeindliche Denkmuster häufiger feststellbar als bei Teilen der deutschen Eliten in Politik, Medienapparat und Kulturschaffen, die bestenfalls hochmütig die Nase rümpfen, wenn von Nation die Rede ist, und dann rasch ins „Dekonstruieren“, „Bewältigen“ oder schlichte Abwerten abdriften. Es ist ein Problem, das viel mehr mit uns, als mit den Ausländern oder den Muslimen zu tun hat.
Das Problem liegt im gebrochenen Verhältnis zur Nation
Die Deutschen haben die Migration lange Jahre schulterzuckend zugelassen, haben zugelassen, daß kritische Stimmen ausgegrenzt oder kriminalisiert wurden. Ihre Justiz hat in der Verurteilung junger und großenteils „südländischer“ Straftäter zu viel Milde walten lassen. Die Deutschen haben sich zu wenig um die Pflege eigener kultureller Werte und das nationale Selbstbewußtsein gekümmert, so daß die Einwanderer kaum eine Basis für die Integration jenseits ihrer Rolle als global angepaßte Konsumenten finden können.
Der Begriff „Die Deutschen“ ist natürlich abgestuft zu verstehen. Der normale Bürger trägt allenfalls eine verminderte Schuld, indem er sich in seinen Wahlentscheidung noch immer allzu leicht von Medienbildern blenden läßt. Die Hauptverantwortung liegt eindeutig bei den bestimmenden Eliten des politischen, wirtschaftlichen und medialen Apparates. Würden die deutschen Straftäter konsequent verfolgen, so würde sich eine aggressive Subkultur aus Intensiv-Schlägern gar nicht bilden können. Hätten die Deutschen mehr Selbstbewußtsein und Liebe zu ihren kulturellen Werten, würden sich Zuwanderer viel leichter assimilieren – ja, vielleicht danach dürsten, Teil der deutschen Kulturgemeinschaft zu werden.
Würden die Deutschen nicht so kritiklos Politiker und Medienvertreter ohne erkennbares Nationalbewußtsein dulden, würden viele Fehlentwicklungen in der Sozial- und Zuwanderungspolitik gar nicht erst passieren. Ganz klar, der „fremde Täter“ ist schuld an der von ihm verübten, konkreten Tat. Dafür gehört er öffentlich zur Rechenschaft gezogen. Der „Fremde“ an sich ist aber nicht schuld an unserer deutschen Misere. Diese Verantwortung tragen vor allem die derzeit tonangebenden Eliten.