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Die beste Kameradin?

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Dem norddeutschen Schriftsteller Johann Wilhelm Kinau, bekannter unter seinem Pseudonym Gorch Fock, wird der Ausspruch zugeschrieben: „Des Mannes bester Kamerad ist die Kameradin.“ Auf tragische Art hat das Segelschulschiff „Gorch Fock“ bereits zum zweiten Mal ein solches Kameradenopfer gefordert. Nachdem im September 2008 eine junge Frau über Bord ging und ertrank, stürzte im November 2010 eine weitere Offiziersanwärterin aus der Takelage und verunglückte tödlich.

Es soll hier nicht den genauen Umständen auf den Grund gegangen, da dies einem Untersuchungsbericht vorbehalten ist. Mag sein, daß durch diesen Vorfall schwelende Mißstände offenbar wurden, aber das Augenmerk sei hier auf etwas anderes gelegt: Süffisant aber nicht unwahr titelten Zeitungen von einer „Meuterei auf der Gorch Fock“. In der Tat kam es in der Folge zu einer Insubordination an Bord, die im Ernstfall zu einer Katastrophe hätte führen können.

Noch einmal: es mag berechtigte Kritik am Verhalten des Kommandanten sowohl im Vorfeld als auch im späteren Umgang mit dem tragischen Geschehen geben. Dem nachzugehen ist hier aber nicht der geeignete Ort. Interessanter ist jedoch die offene Befehlsverweigerung der Soldaten. Denn selbst Laien wissen, daß Gehorsam und Disziplin Grundlagen einer jeglichen militärischen Ordnung sind. Ohne sie würde der einzelne aus dem militärischen Verband ganz einfach herausfallen.

Disziplinlosigkeit auch in Abu Ghuraib

Ohne Gehorsam und Disziplin läßt sich kein Schiff steuern, kein Krieg gewinnen, noch nicht einmal ein Gefängnis führen. Der Weltöffentlichkeit hat sich das Stadtgefängnis von Abu Ghuraib als Schrecksymbol einer entfesselten amerikanischen Soldateska eingebrannt, gleichwohl es zweifelsohne schon schlimmere Herren sah. Auch hier sei nicht weiter auf die Hintergründe von Schuld und Verantwortung eingegangen. Aber doch ist an dem Geschehen etwas bemerkenswert.

„Wir haben zwölf Stunden pro Tag gearbeitet, sieben Tage die Woche. Und wir hatten nur fünf Soldaten für 1000 Gefangene. Wir konnten nirgendwo Stress abladen. Die allgemeine Moral war miserabel.“ So beschreibt der Oberfeldwebel Ivan Frederick die Lage im Oktober 2003, den das Militärgericht später als Rädelsführer verurteilte. Aber noch funktionierte der Laden einigermaßen, bis es in einer bestimmten Situation zur Eskalation kam. Frederick beschreibt diese wie folgt:

„Es gab einen Aufstand in Abu Ghureib, ein Gefangener hatte mit einem Stein eine amerikanische Soldatin im Gesicht verletzt. Ihn und die anderen Beteiligten haben sie zu uns in den ‘harten Trakt’ gebracht, als Strafe. Wir haben sie zuerst durchsucht, sie sich nackt ausziehen lassen und zu dieser Pyramide gezwungen – und dann ist alles außer Kontrolle geraten.“ Ein seltsamer Zufall. Wieder war also die Verwundung einer Frau Ausgangspunkt für Disziplinlosigkeit.

Tod eines weiblichen Kameraden wird anders aufgenommen

Könnte es vielleicht sein, daß Verwundung oder Tod eines weiblichen Kameraden bei Soldaten einen Haß generiert, der durchaus unterschieden werden muß von der gewöhnlichen Trauer über einen verlorenen männlichen Kameraden? In dem einen Fall bekam ihn der Kapitän der „Gorch Fock“ zu spüren. Ob gerechtfertigt oder nicht – Haß ist immer blind und schlägt blind zu. In Abu Ghuraib jedenfalls entlud sich der Zorn auf die Gefangenen. Unmißverständlich macht Frederick sein Motiv deutlich:

„Ich war einerseits voller Wut auf diesen Gefangenen, der eine Soldatin verletzt hatte. Und sie hatten mir gesagt: ‘Demütige sie!’ Andererseits hatte uns niemand im Detail erklärt, wie wir das tun sollten.“ Was danach folgte ist Geschichte. Amerika verlor sein Gesicht, ein paar untergeordnete Dienstgrade ihre Freiheit und der amerikanische Geheimdienst ein Instrument im „Kampf gegen den Terror“. Was aber nicht beantwortet wurde ist die Frage, ob Frauen im Militär möglicherweise die Disziplin untergraben.

Nach allem, was ich weiß, fällt die Antwort kurz und sehr eindeutig aus. Die Welt des Militärs ist eben notwendig eine zutiefst männliche Welt. Unglücklicherweise eignet sie sich durch ihr Lebensprinzip von Befehl und Gehorsam gleichzeitig auch als ideologische Spielwiese für irgendwelche abstrusen Sozialexperimente. Wie dieses, daß Mann und Frau gleich seien und man daher die beste Kameradin wie einen besten Kameraden behandeln dürfe.

So träumt man sich ein nichtexistierendes und nicht lebensfähiges Utopia der völligen geschlechtlichen Indifferenz herbei. Wer anders denkt und handelt, der hat eben seine Dienstanweisung nicht verstanden. Was man dabei nur übersieht: das ist nicht der Beginn des barrierefreien Fortschritts hin zur absoluten Aufhebung aller Diskriminierung, sondern lediglich das Ende des Militärs.

Unseres Militärs natürlich. Andere, die diesen Unsinn nicht mitmachen, werden dann die Sieger sein.

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