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Die sogenannte Bewältigung

Die sogenannte Bewältigung

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Die sogenannte Bewältigung

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Anfang dieses Monats hat die Wochenzeitung Zeit ein besonders heikles Thema behandelt: „Was geht mich das noch an? – Wie junge Leute über die Nazizeit denken. Womit Lehrer dabei zu kämpfen haben. Und was sich die Urenkel der Täter und Opfer heute zu sagen haben“. Im beigelegten Zeit-Magazin wird das Ergebnis einer Umfrage schon ganz am Anfang der Schwerpunktseiten zusammengefaßt: „Unsere Umfrage zeigt: Die NS-Zeit bewegt die Jugendlichen nach wie vor. Aber sie wollen nicht auf Befehl betroffen sein.“ Na so was, wer hätte das gedacht!

Nun kommt die Preisfrage: welches Blatt ist wohl seit Jahrzehnten mit nichts Anderem beschäftigt, als genau jene Betroffenheit „auf Befehl“ zu oktroyieren? Daß Einsicht der erste Schritt zur Besserung ist, kann man hier noch nicht einmal erwarten, denn es handelt sich nicht um Einsicht, sondern um Heuchelei.

Auch ich sehe das Hauptproblem der sogenannten „Bewältigung“ keinesfalls darin, daß das Thema noch immer so präsent ist. Zwar ist die Klage des Focus-Journalisten Michael Klonovsky über deutsche Opern berechtigt: „Je länger das Dritte Reich zurückliegt, desto mehr Hakenkreuze prangen auf deutschen Bühnen.“ Und es stimmt wohl auch, daß auf der Titelseite des Spiegel heutzutage häufiger Adolf Hitler das bestimmende Thema ist, als dies auf den Titelseiten der Propaganda-Blätter im braunen Reich der Fall gewesen ist.

Doch ich finde das Thema nach wie vor sehr wichtig, weil es ja nicht aufhört interessant zu sein, welche politischen und gesellschaftlichen Bedingungen wohl zum Aufstieg von totalitären Ideologien wie dem Nationalsozialismus führen. Im Gegenteil, der heutige weit verbreitete totalitäre Geist in Politik und Gesellschaft ist ein Argument für eine umfangreiche „Bewältigung“. Der Spruch „Wehret den Anfängen“ hat also seine Berechtigung.

„SA der Friedensbewegung“

Das Problem ist jedoch bekanntlich, daß dieser Spruch von den „Bewältigern“ mißbraucht wird, um Personen zu verleumden und mundtot zu machen, die eben gar nicht für  „Anfänge“ eines neuen Totalitarismus verantwortlich sind. Erinnert sei hier nur an Nolte, Hohmann, Herman & Co. Zugleich wird dieser Spruch „Wehret den Anfängen“ aber plötzlich rasch vergessen, wenn – was häufig vorkommt – gewisse linke Zeitgenossen zeigen, daß sie „aus der Geschichte nichts gelernt“ haben. 

So äußerte etwa der israelische Historiker Martin van Crefeld angesichts der deutschen Debatte um Eva Herman vor einigen Jahren, die Affäre werfe Fragen auf „über die Bereitschaft deutscher Feministinnen, Nazi-ähnliche Methoden zu benutzen, um ihre Gegner zum Schweigen zu bringen.“ Und die linksextremen Randalierer des 1.Mai, die von rot-blutrot-grünen Politikern gern verharmlost und hofiert werden, bezeichnete der Publizist Henryk M. Broder im letzten Jahr als „SA der Friedensbewegung.“

Wie die linke Kanzlerin Merkel sich im Fall Sarrazin „als Literaturkritikerin betätigt“ habe, grenzte für Broder gar an „die übelste Tradition der Reichsschrifttumskammer“. Solche links-braunen Traditionen thematisiert die angebliche „Bewältigung“ eben gerade nicht! Hier wäre ich gegenüber etwas mehr „Bewältigung“ absolut aufgeschlossen und bin hier keinesfalls für einen „Schlußstrich“!

Und das Zeit-Magazin deutet noch ein weiteres Problem der „Bewältigung“ an. In einem Artikel wird der Geschichtsdidaktiker Meik Zülsdorf-Kersting zitiert: „Der Geschichtsunterricht erreicht, nach allem, was man empirisch weiß, vor allem eines: Er übt ein sozial erwünschtes Sprechen über die Epoche des Nationalsozialismus ein.“

Es gibt nur eine akzeptierte Geschichtsdeutung: die rot-grüne

Ja, ich darf nebenbei hinzufügen, der deutsche Schulbetrieb indoktriniert sogar noch in ganz anderen Bereichen ein „sozial erwünschtes Sprechen“! Man will uns nämlich gar nicht aufklären, man will nur belehren und indoktrinieren. Es gibt deshalb nur eine einzige vorgeschriebene Geschichtsdeutung, die akzeptiert wird: die rot-grüne.

Wer dagegen auch nur ein bißchen differenziert und zwischen dem überzeugten und linientreuen Mörder und dem Holocaust-Opfer noch die vielen Graustufen betrachtet, der macht sich schon verdächtig. Wer den Nationalsozialismus mit dem Kommunismus oder anderen totalitären Regimen vergleicht oder gleichsetzt, der wird der „Verharmlosung von Auschwitz“ bezichtigt. Wer die Nationalsozialisten als nationale Sozialisten bezeichnet, der gilt selbst als einer.

Und: „Überlegungen zu Ursache und Wirkung sind in unserem Land sowieso verpönt. Wer das Jahr 1933 mit 1919 in Verbindung bringt, wird zum rechtslastigen Schwein erklärt (…). Daß zwei Drittel der Deutschen Hitler nicht gewählt haben, sollte man öfter erzählen, aber das interessiert heute niemanden mehr und ändert auch nichts daran, an gar nichts.“ (Walter Kempowski, Tagebuch-Eintrag vom 1.Juli 1989). Solche Zumutungen, und nicht die ausführliche Behandlung des Themas als solches,  sind die Gründe dafür, daß ich das „Bewältigungs“-Geschwätz nicht mehr hören kann. 

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