BERLIN. Die türkische Regierung hat die Wiederzulassung von christlichen Feiern in einer Kirche im türkischen Tarsus in Aussicht gestellt. Der Vorsitzenden der zuständigen staatlichen Religionsbehörde, Ali Bardakoglu, hatte in einem Gespräch mit der Tageszeitung Milliyet überraschend sein Einverständnis erklärt, die heute als Museum genutzte St.-Pauls-Kirche wieder für Gottesdienste zuzulassen. Er fände es besser, wenn das Gebäude in der Geburtsstadt des Apostels Paulus „als Kirche dient, statt in seiner derzeitigen Rolle als Museum“.
In den vergangenen Jahren wurden Gesuche von Christen, insbesondere der katholischen Kirche, von türkischer Seite stets abgelehnt. Bisher erlaubten nur Ausnahmegenehmigungen den Gottesdienst in der Kirche. Bardakoglu begründete die Wende mit dem Schweizer Minarett-Verbot. Dies sei eine Entwicklung, die ihn beunruhige, aber er müsse über die Religionsfreiheit im eigenen Land wachen, sagte er im Gespräch mit der Zeitung. „Wenn ein Ort für Christen heilig ist und sie dort religiöse Zeremonien abhalten, dann kann es keinen Grund geben, dies zu verbieten.“
Vatikan erhofft sich „bedeutende Perspektiven“
Der Vatikan zeigte sich erfreut über diese Absichtserklärung. In einer Stellungnahme erhofft sich der Apostolische Nuntius Antonio Lucibello nun die Eröffnung von „bedeutenden Perspekiven“, berichtet das Domradio.
Auch CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe lobte den Vorstoß des Chefs der türkischen Religionsbehörde: „Dies wäre ein bedeutendes Signal für die Verwirklichung der Religionsfreiheit in der Türkei.“ Allerdings mahnte Gröhe die Beseitigung von „behördlichen Schikanen“ an, mit denen Christen in der Türkei zu kämpfen hätten. „Der Staat muß zudem überzeugend und wirksam fundamentalistischen Gewalttätern, die Christen bedrohen, entgegentreten.“
Christen sind in der Türkei immer wieder Zielscheibe von Extremisten. Erst im Juni wurde der Vorsitzende der türkischen Bischofskonferenz, Bischof Luigi Padovese, von seinem muslimischen Chauffeur ermordet. (FA)