BERLIN. In deutschen Unternehmen haben Mitarbeiter ausländischer Herkunft deutlich öfter gesundheitliche Beschwerden und sind daher häufiger krank als ihre deutschstämmigen Kollegen.
Zu diesem Ergebnis kommt eine gemeinsame Studie des Wissenschaftlichen Instituts der Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) und der Universität Bielefeld.
„Beschäftigte mit ausländischen Wurzeln sind vergleichsweise größeren körperlichen Belastungen ausgesetzt, fühlen sich weniger von Vorgesetzten unterstützt und nicht integriert“, heißt es zur Begründung in einer Mitteilung des AOK-Bundesverbands.
„Sprachprobleme und Informationsdefizite“
Als Beispiel erwähnen die Autoren der Fehlzeiten-Studie einen bayerischen Betrieb, dessen türkische Beschäftigte häufiger krank waren als die deutschen Kollegen. Dabei seien von der Krankenkasse neben körperlich anstrengender Akkord- und Schichtarbeit weitere belastende Faktoren identifiziert worden.
Genannt wurden in diesem Zusammenhang die „ungleiche Behandlung durch Vorgesetzte, Sprachprobleme und damit verbundene Informationsdefizite sowie starre Arbeitszeiten während des islamischen Fastenmonats Ramadan“.
Der Betrieb habe inzwischen jedoch gemeinsam mit den Mitarbeitern Lösungen gefunden. So gebe es zum Beispiel „Wunschschichten“ während der unterschiedlichen Feiertage sowie längere Betriebsferien, die den türkischen Mitarbeitern einen ausgedehnten Heimaturlaub erlaubten.
Internationale Gerichte in der Kantine
Außerdem lernten die Führungskräfte der Firma mittlerweile Türkisch „und in der Kantine stehen internationale Gerichte auf der Speisekarte“. Dadurch sei der Krankenstand gesunken und das Betriebsklima habe sich deutlich verbessert, heißt es in einer Mitteilung der AOK.
Insgesamt habe die Zahl der Krankheitstage in deutschen Unternehmen während des Jahres 2009 erneut leicht zugenommen. Laut dieses Fehlzeiten-Reports stieg der Krankenstand im Vergleich zum Vorjahr von 4,6 auf 4,8 Prozent. Im Durchschnitt dauerte eine Arbeitsunfähigkeit 17,3 Tage.
Die Daten basieren auf den Fehlzeiten von 9,7 Millionen bei der AOK versicherten Erwerbstätigen. Statistisch betrachtet sind ältere Arbeitnehmer weniger, aber dafür länger krank. Frauen erkrankten demnach häufiger, aber kürzer.
Männer häufiger verletzt
Während sie eher unter Atemwegserkrankungen und Depressionen leiden, seien Männer laut der AOK-Studie vermehrt von Muskel-Skelett-Erkrankungen und Verletzungen betroffen.
Die Fehlzeiten der Arbeitnehmer unterschieden sich weiterhin deutlich nach Branchen und Tätigkeiten. So wiesen Straßenreiniger (durchschnittlich 28,8 Fehltage), Waldarbeiter (25,1) oder Helfer in der Krankenpflege (24,9) einen hohen Arbeitsausfall auf. Vergleichsweise wenige Fehlzeiten habe es dagegen bei Hochschullehrern (4,9 Fehltage), Ingenieuren (6,3) oder Ärzten (7,1) gegeben. (vo)