Als Jugendlicher war ich Ministrant: In unserer Gemeinde hatten wir einen tollen Pfarrer. Er brachte uns damals nicht nur den katholischen Glauben näher, sondern förderte mit Zeltlagern, Ausflügen und Fußballturnieren die Gemeinschaft und sorgte so auch für eine sinnvolle Freizeitgestaltung. Damals galten Pfarrer als Respektspersonen, die sie in der Regel auch waren.
Wer zur Zeit in die Presse blickt, gewinnt den Eindruck, die katholische Kirche bestünde nur noch aus kinderschändenden Monstern, die sich hinter einer scheinheiligen Kirchenhierarchie mit einer mittelalterlichen Sonderjustiz verstecken. Selbstverständlich sind die Mißbrauchsfälle schlimm. Und wenn sich ein kirchlicher Amtsträger schuldig gemacht hat, gehört er wie jeder andere Kriminelle vor ein Strafgericht gestellt und rechtsstaatlich verurteilt. Hier muß sich die Kirche ändern.
Pluralismus der Lebensstile
Aber warum sind manche Kritiker so haßerfüllt? Die Motive für die Angriffe auf die Kirche sind offensichtlich. Der amtierende Papst und sein Vorgänger waren konservative Katholiken, die nicht jedem politischen, gesellschaftlichen oder auch ökonomischen Trend hinterhergerannt sind. Der Zusammenbruch der sozialistischen Diktaturen oder die Finanzkrise haben der Kirche im nachhinein recht gegeben.
Das können viele linke Demagogen nicht verzeihen. Vor allem die nicht, die so gerne den Pluralismus der Lebensstile einfordern. Burka-Trägerinnen, Transvestiten, Veganer und eine Vielzahl anderer Gruppen verlangen, daß ihre Lebensart mit allen Besonderheiten toleriert wird. Warum soll dann die katholische Kirche auf den Zölibat oder ihre ausschließlich männlichen Würdenträger verzichten? Sie leistet nur einen wichtigen Beitrag zum Pluralismus der Lebensstile.
Und eines sollten die Kritiker nicht vergessen, die regelmäßig wegen des Zölibats oder fehlender Pfarrerinnen pöbeln: eine Kirche, in der verheiratete Männer sowie Frauen alle Ämter ausüben dürfen, gibt es schon. Es ist die evangelische und die steht keinesfalls besser da als die katholische.