STOCKHOLM. Für diplomatische Verstimmung hat eine Resolution des schwedischen Reichstags gesorgt, in der die Verfolgung und Ermordung der Armenier im Ersten Weltkrieg in der Türkei als Völkermord gewertet wird.
Für Beobachter überraschend nahm das Parlament mit 131 zu 130 Stimmen den Beschluß an, in dem auch die Vertreibung der Assyrer und Pontos-Griechen verurteilt wird.
Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdoğan wies die Resolution scharf zurück. „Sie entspricht nicht der engen Freundschaft unserer beiden Nationen“, sagte er. Politiker sollten nicht über die Geschichte richten. Die türkische Botschafterin in Schweden, Tergün Korutürk, werde „so schnell wie möglich“ abberufen. Es sei bedauerlich, wenn Parlamentarier „Historiker spielen“, sagte die Diplomatin.
Außenministerium warnt vor diplomatischen Folgen
Erst vergangene Woche war es zu einem Streit zwischen den Vereinigten Staaten und der Türkei gekommen, als der amerikanische Kongreß gleichfalls in einer Resolution die Ermordung der Armenier als Genozid verurteilte. Wie seine amerikanische Amtskollegin Hillary Clinton warnte auch der schwedische Außenminister Carl Bildt vor den diplomatischen Folgen und distanzierte sich von dem Parlamentsentscheid.
„Die Geschichte durch Abstimmungen im Reichstag zu politisieren, ist alles andere als konstruktiv“, kommentierte Bildt die Resolution. Erdoğan kündigte inzwischen an, einen für den 17. März geplanten türkisch-schwedischen Gipfel abzusagen. Der türkische Ministerpräsident werde das Land nicht besuchen, bestätigte das schwedische Außenministerium. (FA)