BERLIN. Beinahe 22 Prozent aller bei den Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) versicherten Jungen benötigen vor ihrer Einschulung eine Sprachtherapie. Entsprechende Zahlen legte der Heilmittel-Bericht offen, der am Montag vom Wissenschaftlichen Institut der AOK (WIdO) veröffentlicht wurde.
Mädchen dieser Altersgruppe weisen dagegen seltener Sprachdefizite auf, nur knapp 15 Prozent von ihnen sind davon betroffen.
Etwa jeder fünfte Junge im Alter von sechs Jahren muß dem Bericht zufolge wegen Stimm-, Sprech- oder Sprachstörungen behandelt werden, damit er die spezifischen Anforderungen im Schulunterricht bewältigen kann.
Jungen sind häufiger betroffen als Mädchen
Auch beim Bedarf an Ergotherapien erreichen AOK-versicherte Jungen im Vergleich zu Mädchen Spitzenwerte. So erhielten 13,6 Prozent der Jungen vor der Einschulung eine ergotherapeutische Behandlung, während lediglich knapp jedes zwanzigste Mädchen eine solche Therapie in Anspruch nehmen mußte.
Laut dem Heilmittel-Bericht müssen Kinder immer häufiger mit Sprach- und Bewegungstherapien unterstützt werden, damit Entwicklungsstörungen vorgebeugt werden kann und eine Schulbefähigung gewährleistet wird. Seit 2003 verzeichnet die AOK einen Anstieg der entsprechenden Leistungen um knapp sieben Prozent.
Experten fordern frühere Behandlung
Nach Einschätzung von Sprachheilpädagogen werden die Behandlungen allerdings zu spät verordnet. Sie sollten nicht erst in der Übergangsphase von Kindergarten zu Grundschule erfolgen, sondern bereits bei drei- bis vierjährigen Kindern mit Sprach- und Bewegungsschwierigkeiten angewendet werden. (hel)