LONDON. Im Falle eines Sieges bei den Parlamentswahlen im kommenden Jahr wollen die britischen Konservativen (Tories) die Britische Rheinarmee (British Army of the Rhine, BAOR) aus Deutschland abziehen.
Dies kündigte der verteidigungspolitische Sprecher der Tories, Liam Fox, gegenüber der Zeitung Daily Telegraph an: „Ein Verbleib der Truppen in Deutschland ist jetzt nicht notwendig für das, was wir als Staat tun müssen.“
Demnach planen die Konservativen eine „radikale Reform“ der Streitkräfte. Dabei sei es nicht länger möglich, ein Fünftel der Armee dauerhaft an den europäischen Kontinent zu binden, während andererseits im Verteidigungsetat gespart und gleichzeitig in Afghanistan Krieg geführt werden müsse, so Fox.
Polen könnte Lücke schließen
Der konservative Politiker, der nach einem Wahlsieg seiner Partei Verteidigungsminister werden soll, sieht allerdings vor einem solchen Abzug der Rheinarmee aus Deutschland die Notwendigkeit von Verhandlungen auf Nato-Ebene. Innerhalb des Bündnisses müßten die Lasten neu verteilt werden.
Der Beitrag für die kontinentale Verteidigung könnte nach dem Ende des britischen Engagements in Deutschland laut Fox von Neumitgliedern aus Mittel- oder Osteuropa, namentlich von Polen, erbracht werden, um so die Truppen des Königreiches für andere Auslandseinsätze freizumachen.
Knapp 25.000 britische Soldaten in Deutschland
Ein Festhalten an politischen und militärischen Strukturen aus den Zeiten des Kalten Krieges halte er für unpassend. Fox betonte jedoch auch, daß aus verfassungsrechtlichen Gründen einige Nato-Mitgliedsstaaten nicht denselben Beitrag leisten können, wenn es um die Entsendung zu Kampfeinsätzen gehe.
Wie der Daily Telegraph berichtet, planen die Konservativen für den Fall eines Machtwechsels die Ausgaben in der Militärverwaltung um rund ein Viertel zu senken.
Zur Zeit stehen knapp 25.000 britische Soldaten in Deutschland, verteilt auf Garnisonen in Paderborn, Gütersloh, Bergen-Hohne und Herford, wo sich das Hauptquartier befindet. Der Großteil dieser Militärs gehört zur 1. Panzerdivision. Schätzungen zufolge könnte die Verlegung der Rheinarmee umgerechnet bis zu 5,5 Milliarden Euro kosten. (vo)